Mittwoch, 23. Oktober 2019, 18:30–20:00 Prof. Mag. Alfred Moser: „Über den Fotografen Michael Moser (1853-1912)“

Im Jubiläumsjahr 2019 werden „150 Jahre Beziehungen Japan – Österreich“ gefeiert. Einer der ersten Österreicher, der japanischen Boden betrat, war Michael Moser, damals erst 16 Jahre alt. Bemerkenswert ist nicht nur das jugendliche Alter des Protagonisten, der sich die Technik des Fotografierens quasi erst auf dem Weg von Österreich nach Japan aneignete, sondern auch sein weiterer Werdegang in Japan.

Michael Moser wurde 1853 als eines von sieben Kindern des Salzbergarbeiters Joachim Moser in Altaussee, einem kleinen Ort im Salzkammergut, geboren. 1867 war der Wiener Fotopionier Wilhelm Burger im Salzkammergut unterwegs. Durch einen Zufall lernten sich Moser und Burger kennen und der Fotograf nahm den interessierten Jungen als Gehilfen nach Wien mit.

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1868 wurde die K.K. Mission zur Knüpfung diplomatischer Beziehungen und zur Schließung von Handelsverträgen gestartet. Am 18. August begann die Reise mit zwei K.K. Kriegsschiffen im Hafen von Triest. Mit vielen Zwischenstationen wie Kapstadt, Java, Singapur, Bangkok, Saigon, Hongkong und Shanghai landeten sie schließlich am 2. Oktober 1869 in Yokohama. Als die Expedition am 14. November nach erfolgreichem Vertragsabschluss wieder zurückreiste, blieb Michael aus eigenem Entschluss in Japan zurück. Ohne Sprachkenntnisse und Geld fristete er etwa sechs Wochen sein Leben unter ärgsten Bedingungen in einer Hafenkneipe. Zu seinem Glück nahm sich schließlich J.R. Black, der Herausgeber der Zeitschrift The Far East, seiner an. Moser wurde als Fotograf angestellt und reiste durch ganz Japan. In erstaunlich kurzer Zeit lernte er dabei auch Japanisch in Wort und Schrift, dazu Englisch, Italienisch und etwas Französisch. Zahlreiche Aufnahmen zeigen Land und Leute des gerade sich dem Westen öffnenden Landes.

1873 wurde Moser von der Regierung als Dolmetscher der japanischen Delegation zur Weltausstellung in Wien geschickt. Erstmals konnte er dann fünf Tage in seiner Heimat in Altaussee verbringen. Nach Ende der Ausstellung reiste er für drei Monate nach Venedig, wo er auf Kosten der Japaner bei dem berühmten Fotografen Carlo Naya die Technik der „Mondscheinfotografie“ erlernte. Über Rom und Neapel reiste er schließlich zurück nach Japan, wo er am 27. Mai 1874 in Tokyo ankam. Dort wurde er als Fotograf in Regierungsdiensten angestellt. Es wurde ihm auch die große Ehre zuteil, dem Kaiser vorgestellt zu werden.
1876 reiste er zur „Centennial Exhibition“ wieder als Dolmetscher in japanischen Diensten nach Philadelphia. Nach einer schweren Erkrankung bei einer dort grassierenden Typhusepidemie fasste er den Entschluss, in seine Heimat zurückzukehren.

Am 1. Februar 1877 traf der Weitgereiste in Altaussee ein, wo er ein Fotoatelier eröffnete. Der berühmte Dichter Peter Rosegger beschrieb in der Monatszeitschrift Heimgarten sein Leben: „Ein steirischer Weltfahrer – Erlebnisse des Bauernsohnes Michael Moser aus Altaussee“.

1878 folgte Moser noch ein letztes Mal dem Ruf der japanischen Regierung und wirkte als Dolmetscher bei der Pariser Weltausstellung. 1880 errichtete er im späteren Bad Aussee ein eigenes Haus mit einem Fotoatelier. 1889 heiratete er in Wien standesgemäß eine Fotografin des Hoffotografen Angerer, 1890 wurde sein einziger Sohn Philipp geboren. Am 24. November 1912 starb Michael Moser im Alter von 59 Jahren.

Der ehemalige Botschafter Japans in Wien, Iwatani Shigeo sagte 2012 über Moser: Seine Fotografien und Berichte zählen zu den wertvollsten Dokumenten, die wir über das Japan der damaligen Zeit und über die Anfänge der bilateralen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern besitzen.

Den Vortrag hält OStR. Prof. Mag. Alfred Moser, Jahrgang 1948, der ein Enkel von Michael Moser ist. Er studierte in Wien Chemie und Physik und unterrichtete diese Fächer an Gymnasien und auch an der Universität Wien. Er ist Autor von vier Lehrbüchern der Chemie und des Werkes Von Aussee nach Japan – die abenteuerlichen Reisen 1867-1877 des Fotografen Michael Moser (Verlag Living Editions). Eine japanische Bearbeitung und Übersetzung ist bereits 2016 in Tokyo (Yōsensha) publiziert worden und derzeit vergriffen.

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HINWEIS:
Bitte beachten Sie auch die Ausstellung (19.10. bis 15.12.2019) mit Bildern von Michael Moser und anderen im Museum für die Geschichte des Minato-Bezirks.

Im Anschluss: Vorstellung der neuen OAG-Publikation und Eröffnung der OAG-Ausstellung von Stefan Speidel im Foyer bei einem kleinen Umtrunk. Die OAG-Publikation ist am 23.10. zu einem Sonderpreis käuflich zu erwerben. ¥3.500 für Mitglieder, ¥4.000 für Nicht-Mitglieder. Regulärer Preis im OAG-Büro: ¥4.000 für Mitglieder, ¥4.500 für Nicht-Mitglieder.