Mittwoch, 7. Dezember 2022, 18:30–20:00 Hannah Eirene Janz: „Kann Raketenabwehr kawaii sein? Eine Analyse der Öffentlichkeitsarbeit der Jieitai“

Dass Berufsarmeen auf einen gelungenen Außenauftritt angewiesen sind, um die eigene Schutzfunktion glaubwürdig nach innen wie außen zu kommunizieren und zum Selbsterhalt Nachwuchs zu rekrutieren, wird vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs nun auch für eine breite Öffentlichkeit in Japan wie in Deutschland sichtbarer.

Screenshot Manga de yomu bouei hakusho Heisei24 p6

Trotz der aktuellen Situation herrscht in beiden Ländern in der Mehrheitsgesellschaft nach wie vor aber die historisch begründete Ablehnung alles Militärischen vor. Mit welchen Mitteln und Inhalten können die Selbstverteidigungsstreitkräfte (jieitai) also im Umfeld Japans von sich erzählen, wenn sie durch den Großteil der Gesellschaft, in deren Dienst sie stehen, abgelehnt werden? Welche kulturspezifischen und welche universellen Mittel kommen dabei zum Einsatz?

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Der Vortrag zeichnet zunächst die historisch gewachsenen Kontexte nach, in denen sich das Militär und seine Kommunikation in Japan bewegen. Nach einem Überblick über die Vielfalt der militärischen PR – vom Soldaten-Maskottchen Prinz Pickles bis zum Helikopterträger-Curry im Kombini – widmen wir uns den „Weißbüchern im Manga-Format“ (manga de yomu bōei hakusho). Diese werden seit 2006 regelmäßig durch das Verteidigungsministerium (bōeishō) veröffentlicht und ermöglichen die Nachverfolgung der militärischen Selbstdarstellung über einen längeren Zeitraum.

Screenshot Manga de yomu bouei hakusho Heisei19 p42

Wie werden die Jieitai in diesen Weißbüchern dargestellt, welche Narrative werden aufgebaut und verfolgt? Warum wurden als Mittel Manga und kawaii gewählt? Welche Beziehung hat das Militär darin zur Gesellschaft, zur Demokratie, zur zivilen Kontrolle, zu militärkritischen Positionen, zu Remilitarisierung und Verfassung? Und: Wie versucht diese Öffentlichkeitsarbeit, den Blick auf das Militärische zu verändern, und hat sie damit Erfolg? Diesen Fragen geht der Vortrag kritisch nach. Im Anschluss ist Raum für Diskussion.

Screenshot Manga de yomu bouei hakusho reiwa1 p29

Hannah Eirene Janz studierte Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim (Diplom) und Japanstudien mit Schwerpunkt Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin (B.A. und M.A.) einschließlich eines Forschungsaufenthaltes an der Universität Tokyo. Sie arbeitete als Redakteurin des Japan Digest und betrieb eine erfolgreiche Marketingagentur in Düsseldorf. Seit 2018 arbeitet sie für das Goethe-Institut Tokyo, zunächst als Online-Redakteurin und ab 2020 als Bereichsleitung Information und Bibliothek.

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