Mittwoch, 30. November 2022, 18:30–20:00 Florian Busch: „Tokyo Autopoiesis. Schilderungen aus dem Inneren eines Organismus“

OAG Tokyo Reihe

Diese Art von Stadtplanung endete stets in leeren Theorien. Und genau deshalb sind Städte am Leben geblieben.
—Arata Isozaki, 1962

Es ist bemerkenswert, wie die Komplexität Tokyos die Bemühungen von Planungskomitees immer wieder im Sande verlaufen lässt. Diese Stadt ist nicht formbare Materie, sondern ein Organismus, der sich stetig wandelt, ohne dabei seine Identität zu verlieren.

You have to change to stay the same.
—Willem de Kooning

Die über Jahrhunderte erworbene Fähigkeit, schnell auf sich immer wieder ändernde Umstände zu reagieren, und die schiere Masse machen Tokyo zu einem Nährboden für eine sonst kaum zu findende Vielfalt an dem, was Stadt sein kann. Oberflächlich weckt diese Vielfalt bisweilen den Eindruck, alles sei möglich, gar dem Zufall überlassen. Und doch findet man überall, sowohl in der Gegenwart als auch in der Geschichte, Hinweise darauf, dass das größte städtische Ballungsgebiet der Welt auf fein abgestimmten bottom-up Regeln basiert. Geht man auf diese ein, ergeben sich Erkenntnisse und Möglichkeiten, Stadt und Architektur anders zu denken und entwerfen.

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© FBA

Tokyos Intensität und Geschwindigkeit bieten günstige Voraussetzungen: Die extreme Kurzlebigkeit alles Gebauten hat zu einem heterogenen Spannungsfeld geführt, in dem sich städtebaulicher und gesellschaftlicher Wandel gegenseitig vorantreiben. Überall gibt es mitten in der Stadt eine scheinbar unerschöpfliche Quelle an Gelegenheiten für Experimente, so dass immer wieder neue Typen, ja sogar Typologien von Architektur entstehen können. Fehler korrigieren sich oft von selbst, Tendenzen setzen sich durch und lösen wiederum neue aus. Anhand von Beispielen, auch aus dem Werk des eigenen Büros, schildert der Vortrag, wie man sich als Architekt in der Dynamik eines niemals ruhenden Organismus bewegen kann.

Florian Busch lebt seit 2004 Tokyo, wohin er nach dem Studium der Architektur in Weimar und London zog, um bei Toyo Ito & Associates zu arbeiten. 2009 gründete er Florian Busch Architects (FBA) in Tokyo. Durch intensive Forschungsarbeit im Zusammenspiel mit einem weltweiten Netzwerk an Experten aus vielen Bereichen ist ein differenziertes Werk entstanden, das immer wieder über die konventionellen Grenzen der Architektur hinausgeht. Projekte von FBA wurden international mit Preisen ausgezeichnet und finden sich weltweit in Publikationen wieder.
florianbusch.com

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