Mittwoch, 26. September 2018, 18:30–20:00 Gesprächsabend: Japan und Deutschland – Tradition trifft auf Innovation: eine neue Chance für Start-ups

Japan ist die Heimat von über 50% der ältesten Unternehmen weltweit. Deutschland folgt hier an zweiter Stelle. Gleichzeitig gilt es als eines der Top 5 Innovationländer. Berlin entwickelt sich gerade zur Start-up Metropole Europas.

Tradition und Innovation – geht das zusammen? Oder muss die Tradition weichen? Altes Handwerk droht auszusterben, sowohl in Japan als auch in Deutschland. Der Titel eines „Bäckermeisters“ oder eines „Metzgermeisters“ steht in Deutschland für alles andere als eine sichere berufliche Zukunft.

Wie sieht es aber aus, wenn man einmal über die Grenzen blickt? Ein „Meister“ hat für viele (auch junge) Japaner eine wesentlich positivere Wertigkeit als für Deutsche. Das Gleiche lässt sich über Handwerkskunst in Japan sagen, die bei (auch jungen) Deutschen einen höheren Stellenwert zu genießen scheint als im Heimatland.
Dank veschiedener Initativen klappt die internationale Vernetzung von Start-ups immer besser. Jungen Unternehmen wie dem Gebrauchthandelsportal Mercari ist der Sprung von Japan nach Europa und in die USA gelungen. 6Wunderkinder aus Berlin hat sich in Japan mit seinem Aufgabenmanager Wunderlist bereits 20014 erfolgreich positioniert.
Auch Traditionsunternehmen wie Hosoo (Textilhersteller) aus Kyoto mit einer über 300-jährigen Firmengeschichte konnten sich im Ausland erfolgreich etablieren und dort interessante Innovationspartner und Kunden finden (darunter das MIT und Leica). Im Jahr 2017 schloss sich ein Berliner Start-up mit einer kleinen, traditionellen japanischen Sakebrauerei zusammen und brachten mit „Go Sake“ einen speziell für eine junge, kosmopolitsche Zielgruppe entwickelten Sake in Deutschland auf den Markt. Mit dem Ergebnis, dass die erste Braucharge im Nu ausverkauft war.
Leider gibt es noch nicht viele solcher Beispiele, doch sie zeigen, welches Potential darin steckt, Tradition mit Innovation zu verbinden und damit neue Brücken zwischen beiden Ländern zu bauen.
Dieser Themenabend – in Form kurzer Präsentationen und einer Diskussionsrunde – beschäftigt sich mit Beispielen und neuen Möglichkeiten, zeigt aber auch auf, welche Hindernisse es noch bei dieser Entwicklung gibt.

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Kobayashi Goya
ist stellvertretender Direktor im Ministersekretariat des japanischen Finanzministeriums. Vorher war er dort stellvertretender Budgetprüfer im Budgetbüro. Außerdem ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Nationalen Graduierteninstituts für politische Studien (GRIPS).
Während seiner Zeit in Europa war er Erster Sekretär mit Schwerpunkt Finanzen der Japanischen Botschaft in Deutschland sowie Berater des Direktors Japan der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) in London.
Er ist seit mehreren Jahren als Berater im Bereich Start-ups aktiv im Deutsch-Japanischen Wirtschaftskreis DJW involviert und hat im Rahmen dieser Tätigkeit 2017 die deutsch-japanische Start-up Plattform ins Leben gerufen, die bis heute bereits mehrere Konferenzen in Japan und Deutschland veranstaltet hat. Dazu gehören auch Schwerpunktkonferenzen zu Themen wie IoT, Fintech, Tourismus, Meditech, Essen & Trinken.

Marco Koeder
ist derzeit für den digitalen Geschäftsbereich von J. Walter Thompson in Japan zuständig. Das Unternehmen gilt als eine der größten und ältesten Agenturen für Markenstrategien. Darüber hinaus ist Marco als Berater für Start-ups tätig und unterstützt aktiv den Innovationsaustausch zwischen Japan und Deutschland.
Vor seiner Zeit bei JWT war er über zehn Jahre Leiter einer unabhängigen Agentur für digitalen Strategien, dann Teil der Unternehmensführung von MRM//McCann, einer großen globalen digitalen Agenturgruppe. Während dieser Zeit war er auch persönlicher Innovationsberater für Unternehmen wie Siemens, Deutsche Telekom und Axiata und hat sein Buch The Six Immutable Laws of Mobile Business in Europa, Amerika und Korea veröffentlicht.

Michel May
ist Gründer und Geschäftsführer von Aizome Bedding, einem dermatologisch orientierten ökologischen Textil-Start up. Zuletzt leitete er stellvertretend die japanische Niederlassung von Brainlab, einem neuro-onkologischen Software Unternehmen in Tokyo. Bevor er sich mit dem Thema Gesundheit auseinandersetzte, studierte er in München, England, China und Japan Internationale Beziehungen. Er glaubt fest daran, dass man sich viele Arztbesuche sparen kann, wenn man bewusster und hochwertiger konsumiert.

OAG: „Start-ups“ (Michel May, Goya Kobayashi, Marco Koeder)
OAG: „Start-ups“ (Michel May, Goya Kobayashi, Marco Koeder)

Im Anschluss an den Gesprächsabend findet ab 20 Uhr die Eröffnung der Ausstellung von Joe Brockerhoff bei einem kleinen Umtrunk mit Imbiss im Foyer des OAG-Hauses statt. Für den Imbiss werden Nicht-Mitglieder um einen kleinen Obolus gebeten.