Samstag, 22. März 2008, 10:00 - Montag, 17. März 2008, 17:00 Architektonische Stadtführung, Teil II

Für Künstler und Architekten der klassischen Moderne war die Begegnung mit künstlerischen Zeugnissen japanischen Raumgefühls von großer Bedeutung; Maler wie van Gogh haben sich von Ukiyo-e und Tuschemalerei inspirieren lassen, Architekten wie Bruno Taut haben japanische Baukunst und ihre Prinzipien eingehend studiert.
Sushi Restaurants in aller Welt zelebrieren nach wie vor die Exklusivität japanischer Räume, als seien diese Metaphern einer Nation.
Der Besucher Japans hingegen ist häufig schockiert von der Gleichförmigkeit der Städte, hilflos der Unübersichtlichkeit ihre urbanen Strukturen ausgeliefert, in denen es keinen Ort zu geben scheint, der das Gefühl der eigenen Anwesenheit ermöglicht.
Er wird, wie auch die meisten Japaner selbst, Japan in jahrhundertealten Strukturen suchen, die nicht selten wie Fremdkörper in einer Umgebung wirken, mit der sie nichts zu teilen scheinen.
Auch die moderne Architektur des Landes bildet eher Gemmen, als dass sie ein modernes Stadtbild wirklich strukturell neu prägen würde.
Ich schrieb im Jahre 2003: „Es ist anregend, in der Fremde zu arbeiten“.
Doch habe ich mich kulturell ‘woanders’ erst in Japan gefühlt, als ich 1981 das Einfamilienhaus Inokashira in Tokyo plante. Ich durfte ein typisches japanisches Haus entwerfen, jedoch mit westlichem Einfluss wie Sauna, technischer Küche etc.
Letztes Jahr ‘durfte’ ich ein klassisches italienisches Resort planen, unmittelbar zu Füßen des Fuji gelegen. 50% der italienischen Zimmer haben Tatamis. Jeder, der hier lebt, kennt dieses Dilemma und die eigene Reaktion darauf, die sich im Laufe der Zeit ändert.
Doch es bleibt für viele die Frage: Warum haben Japaner ein anderes Raumgefühl? Um diese Frage zu beleuchten, organisiert die OAG ein Architekturseminar mit anschließender Exkursion.
Teil I steht unter dem Aspekt „Pirotta 20 Jahre bei Kume Sekkei mit seinen Kreationen“ und findet in der OAG-Bibliothek statt.
Vom Konzept her wird dieses Seminar die Architektur der „Jetztzeit“ beleuchten. Auch unter dem Begriff „fast food architecture“ zu finden.
Teil II steht unter dem Aspekt „Neue Raumkreationen“.
Je nach Wetter spaziert oder fährt die Gruppe mit der Bahn von der OAG aus Richtung „Midtown Development“.
Ziel der Reise wird Odaiba sein, ein letzter Ort großer Bauvorhaben.
Folgenden Kultfilm sollte man sich anschauen, um das japanische Raumdenken zu begreifen, in jedem Video-Verleih erhältlich als Blade Runner (1982) von Ridley Scott.
Die Exkursion wird von Renato A. Pirotta geleitet, Architekt bei Kume Sekkei und seit über 20 Jahren in der OAG für die Ausrichtung der Ausstellungen verantwortlich.

Hinweis: Bitte an gutes Schuhwerk denken.