Mittwoch, 11. Dezember 2013, 18:30–20:30 Vortrag von Dr. Rolf-Harald Wippich: Ein (fast) vergessener Japan-Deutscher: Albert Schinzinger (1856-1926) – Versuch eines Porträts

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Er war Artillerieoffizier, Konsulatsschreiber, Versicherungsvertreter, langjähriger Krupp-Agent, japanischer Generalkonsul, Reichstagskandidat, Spekulant und selbständiger Im- und Exportkaufmann.
Mehr als zehn Jahre seines Lebens verbrachte er beruflich in Japan (1896-98 und 1899-1909), wo er Mitglied der OAG wurde, dort publizierte und gelegentlich bei OAG-Weihnachtsfeiern den Weihnachtsmann spielte.

Gemeint ist der in Freiburg i. Br. geborene Albert Schinzinger (1856-1926), der schillernde Onkel des bekannten Robert Schinzinger, der als hochgeachteter OAG-Vorsitzender 1988 verstarb. Der Neffe hat seinen Onkel bewundert, der ihm einst die Promotion finanziert hat, umwob ihn doch die ‚große Welt‘ und hat er ihm doch Japan auf seine Weise nahegebracht. In seinen „Weihnachtsansprachen“ hat er dem Onkel ein bleibendes Denkmal gesetzt – eines der wenigen greifbaren Zeugnisse von Albert Schinzinger.

Der Vortrag ist das vorläufige Ergebnis eines work in progress: Basierend auf den Funden aus zahlreichen Archiven, Bibliotheken und zeitgenössischen Zeitungen sollen Mosaiksteine zusammengetragen werden, die – abgestützt durch Fotos – ein zuverlässiges Lebensbild Albert Schinzingers – mit Schwerpunkt Japan – erlauben.

Rolf-Harald Wippich promovierte 1985 mit einer Arbeit zu den deutsch-japanischen Beziehungen in Köln. Von 1989-2011 lebte und arbeitete er in Japan, davon seit 1991 als Professor für Europäische Geschichte an der Sophia Universität Tokyo.

Der OAG war er in diesen Jahren u.a. durch seine Mitarbeit im Redaktionsausschuss verbunden. Er ist Mitglied im Team von Geschichte der OAG, das eine kritische Darstellung der Gesellschaft vorlegen wird. Sein Hauptforschungsgebiet sind die deutsch-japanischen Beziehungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Als letzte Veröffentlichungen sind von ihm erschienen: Ein Husar in Ostasien – Theodor von Holleben als Diplomat und Kolonialfunktionär in China und Japan (OAG-Taschenbuch Nr. 94) sowie Die japanische Europagesandtschaft im Kölner Dom im Sommer 1862, Kölner Domblatt 2013. RHW lebt seit 2011 als freier Historiker in Luzern/Schweiz.