Mittwoch, 15. Januar 2014, 18:30–20:00 Vortrag von Armin Stein: „Reisen in China ‒ Der japanische Schriftsteller Akutagawa Ryūnosuke im China des Jahres 1921“

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Im März 1921 bricht der japanische Erzähler und Dichter Akutagawa Ryūnosuke (1892-1927) zur einzigen Auslandsreise seines Lebens auf, die ihn für vier Monate nach China führen wird – in ein Land, das sich in einer Phase gewaltiger gesellschaftlicher und politischer Umwälzungen befindet. Akutagawa weilt zunächst für mehrere Wochen in der Hafenstadt Shanghai, einer „Freihandelszone“, die den von Prostitution, Spielhöllen, Spelunken und Opiumhöhlen geprägten zweifelhaften Ruf eines „Sündenpfuhls“ besitzt, und reist anschließend an den berühmten Westsee, in die Städte Suzhou, Hangzhou und Nanjing, die Provinz Hunan und schließlich in den Norden Chinas, wo er unter anderem Beijing und Tianjin besucht. Als Akutagawa in der letzten Juli-Dekade über Korea nach Japan zurückkehrt, liegen strapaziöse Monate hinter ihm, die ihm eine Fülle eindrucksvoller Erlebnisse bescherten, aber auch von zermürbenden gesundheitlichen Probleme gekennzeichnet waren.

Akutagawa schrieb die Erlebnisse seiner Reise über mehrere Jahre hinweg nieder. Die in loser Folge in verschiedenen Zeitschriften erschienenen Texte wurden 1925 zusammengefasst und unter dem Titel „Shina yūki“ („Reisen in China“) als Buch veröffentlicht. Vom Vortragenden erstmals ins Deutsche übertragene Auszüge erschienen in den OAG-Notizen im Dezember 2012 unter dem Titel „Reisen in China – Die Reiseberichte des japanischen Schriftstellers Akutagawa Ryūnosuke“.
Im Rahmen des Vortrag sollen die folgenden Fragen beantwortet werden:

1.Wie verlief die Konfrontation des von der klassischen chinesischen Literatur und Kunst in seinem China-Bild geprägten Schriftstellers Akutagawa mit der Realität des modernen China?
2.Welches Bild vom sozialen, politischen und kulturellen Zustand Chinas vermittelten ihm seine prominenten Gesprächspartner?
3.Wie beurteilte Akutagawa den Einfluß des Westens in China und wie die japanischen Präsenz?

Armin Stein ist Japanologe und Soziologe (M.A.). Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Person und Werk Akutagawa Ryûnosukes und hat als Übersetzer zahlreiche Werke des japanischen Erzählers und Dichters erstmals in deutscher Sprache zugänglich gemacht. Als Buchveröffentlichungen liegen vor:
Akutagawa Ryūnosuke: „Die Fluten des Sumida. Ausgewählte Erzählungen und Prosa.“ Aus dem Japanischen von Armin Stein. Eine Publikation der OAG Tōkyō im Iudicium Verlag. München: Iudicium Verlag, 2010.

Akutagawa Ryūnosuke: „Dialoge in der Dunkelheit. Späte Prosa und Erzählungen.“ Aus dem Japanischen von Armin Stein. München: Iudicium Verlag, 2010 (Neuauflage).