Mittwoch, 4. Dezember 2013, 18:30–20:00 Vortrag von Dr. Florian Kohlbacher: Neue Väter braucht das Land?! Über das Konsumverhalten der ikumen und anderer Väter

In den letzten Jahren sind in der japanischen Gesellschaft verschiedene neue soziale Trends zu beobachten, die sich zum Teil sehr auf Form und Organisation des Familienlebens auswirken und dabei vor allem auf das Rollenverständnis und die Identität des Mannes/Vaters.

Das bekannteste Beispiel davon ist wohl die Zunahme der sogenannten ikumen: Männer, die sich aktiv an der Erziehung ihrer Kinder beteiligen. Die im Jahr 2010 von der japanischen Regierung ins Leben gerufene Kampagne The Ikumen Project hat zum Ziel, japanische Männer dazu zu bewegen, eine aktivere Rolle als bisher in der Erziehung ihrer Kinder zu übernehmen. Landesweit gibt es Seminare, die sich mit Erziehungstipps gezielt an junge Väter richten, und Väter, die für die Kindererziehung beruflich eine Auszeit nehmen oder die zumindest mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, können sich der positiven Aufmerksamkeit der Medien gewiss sein.

Während japanische Väter schon lange Forschungsgegenstand der Familiensoziologie waren, befinden sich Studien über neueste Veränderungen der Vaterschaft in Japan und insbesondere ikumen allerdings immer noch im Anfangsstadium. Studien über das Konsumverhalten von Vätern und vor allem darüber, wie sich das Konsumverhalten von jungen Männern durch ihre Vaterschaft ändert, sucht man vergebens.

Die in dem Vortrag vorgestellte empirische Studie basiert u.a. auf der Zusammenarbeit von zwei sog. papa tomo (father friends) aus Deutschland und Japan, welche qualitative Analysen des Konsumverhaltens mit der Analyse von Sekundärdaten (basierend auf Regierungsumfragen, Berichten von Expertenkommissionen, Werbeagenturen, Unternehmensberatungen) verbinden.

Florian Kohlbacher promovierte 2006 an der Wirtschaftsuniversität in Wien in den Fächern Handelswissenschaften und Internationale BWL. Nach einem einjährigen Studienaufenthalt an der Kobe-Universität war er von 2005-2007 Forschungsstipendiat an der Hitotsubashi-Universität in Tokyo. Seit April 2007 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Japanstudien in Tokyo.