Mittwoch, 7. Oktober 2015, 18:30–20:00 Dr. Martin Pohl: „Humanitäre Hilfe als unternehmerische Management Strategie – Lessons Learnt aus der Dreifachkatastrophe 2011“

Unter den Industriestaaten ist die Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 das Naturereignis mit den meisten Opfern seit Ende des Zweiten Weltkrieges.
Das zeigt: Jeder Mensch in jedem Land der Welt, nicht nur in Entwicklungsländern, kann von großen Naturkatastrophen betroffen sein.
Unternehmen müssen sich überlegen, ob und wie sie humanitäre Hilfe leisten wollen: Bis zu welchem Punkt ist dies in ihrer Funktion als Unternehmen unternehmerische Aufgabe?
Wo ist die Grenze überschritten, dass Unternehmen durch Hilfe ihre Kernaufgaben verlassen?

Dies ist vor dem Hintergrund der Globalisierung zu bedenken. Die Globalisierung ist eine der weitreichendsten sozialen Innovationen der letzten Jahrzehnte. Gleichzeitig sind Unternehmen die einzigen sozialen Systeme, die weltweit agieren. Unternehmen haben zu berücksichtigen, dass in einer sich internationalisierenden Welt die gesellschaftlichen Erwartungen und Funktionen ihnen gegenüber in ständigem Fluss sind.
Eine der Erfahrungen der Katastrophe zeigt, dass viele Unternehmen unvorbereitet auf dieses Ereignis in einem Industriestaat waren. Das erhöhte die Anforderungen an das lokale Management, denn Naturereignisse erfordern bereits an sich eine ad hoc Reaktion der Mitarbeiter vor Ort.

Zahlreiche Unternehmen nutzten diese Herausforderung als unternehmerische Chance, um sich als „Good Corporate Citizen“, oft mit Unterstützung aus der Muttergesellschaft oder dem Gesamtkonzern, in Japan im guten Sinne zu beweisen und gleichzeitig das unendliche menschliche Leid zu mildern. Neben der Diskussion um ein Für oder Wider humanitärer Hilfe durch Unternehmen skizziert der Vortrag best-practice-Beispiele.

Dr. Martin Pohl, seit 2006 in Japan, ist seit 2010 Associate Professor an der Universität Tsukuba für das Fachgebiet Betriebswirtschaft.