Vorträge
Mittwoch, 25. Februar 2015, 18:30–20:00 Prof. Dr. Wolfgang Herbert: „Der Buddhismus auf dem Weg in den Westen – Geschichte (n) , Kritik und Praxis“
Der Buddhismus ist im deutschen Sprachraum angekommen: Achtsamkeitstraining, Zazen oder tibetischer Tantra sind im Angebot und das wird auch eifrig wahrgenommen. Bis dahin war ein langer Weg: in der Neuzeit taucht der Buddhismus am Horizont der deutschen Denker auf und wird mit folgenreichen Etiketten bedacht: Nihilismus, Quietismus (Leibniz), Pantheismus (Fr. Schlegel), Weltverneinung, Insichsein (Hegel), Pessimismus (Schopenhauer), Pazifismus etc. Der Referent möchte kurz die Rezeptionsgeschichte aus Sekundärquellen hin zur Indologie, der Theosophie und den ersten Morgenlandfahrern und Konvertiten verfolgen. Letztere ermöglichten eine genauere Kenntnisnahme buddhistischer Primärtexte und führten von einer schöngeistigen Beschäftigung hin zur rituellen und meditativen Praxis.
Insbesondere soll die Rezeption des Zen-Buddhismus beleuchtet werden. Der Referent wird auf die harsche Kritik eingehen, die in jüngerer Zeit an der Einseitigkeit der Vermittlung des Zen durch D.T. Suzuki oder an der ideologischen Verstrickung des Zen in den japanischen Imperialismus und Militarismus laut geworden ist. Gleichfalls wurde der modische Konsum von einem bisschen Zen oder buddhistischem Dekor als Wellnessprogramm, Lebensstilingredienz oder zur Effizienzoptimierung als Banalisierung oder bei Slavoj Žižek als „Fetisch“ zur Realitätsbewältigung gebrandmarkt. Unterdessen hat sich die Lage wieder entspannt und es wird wacker (weiter)praktiziert. Es scheint sich, wie abschließend angedeutet werden soll, ein genuin „westlicher“ Buddhismus herauszubilden.
Tajima Daibutsu
Prof. Dr. Wolfgang Herbert studierte an der Universität Wien Philosophie, Religionswissenschaften und Japanologie. Seit 1994 lehrt er an der Universität Tokushima (DaF, Vergleichende Kulturwissenschaften). Zum Thema schrieb er das Büchlein: Buddha, Zen und Achtsamkeit. Eine kurze Geschichte des Buddhismus im deutschen Sprachraum. Oldib-Verlag, 2012