Freitag, 17. April 2015, 18:30–20:00 Arbeitskreis japanischer Film der Gegenwart Dr. Roland Domenig: „Das A und O des Films.Fragen zur Filmgeschichtsschreibung in Japan“

Als Fujifilm im März 2013 seine Produktion von analogem Kinofilmmaterial einstellte wurde wieder einmal das Ende des Films ausgerufen. Dem Schritt ging ein Rückzug der großen Hersteller aus der Produktion von 35mm-Kameras und -Projektoren voraus. Mittlerweile sind 97% aller Kinos in Japan mit digitalen Projektoren ausgestattet. Hat Film in seiner ursprünglichen Form – auf Celluloid gedreht und projiziert – also ausgedient?

Anders als das vermeintliche Ende des Films, das noch nicht ganz so klar dingfest gemacht werden kann, scheinen die Anfänge des Films keine großen Probleme zu bereiten. Am Anfang stand die Erfindung des Apparats (ob nun des Kinetoscopes von Edison, des Cinématographen der Brüder Lumière, oder gar des Bioscops der Deutschen Max und Ernst Skladanowsky), die die vermeintliche Geburtsstunde des Films bzw. Kinos darstellte. Betrachtet mal allein die Zahl der Publikationen, die die „Geburt des Films“ (eiga no tanjō) im Titel tragen, erfreut sich diese Vorstellung in Japan ganz besonderer Beliebtheit.

Doch ist es so einfach den Anfang und das Ende des Films bzw. Kinos allein am technologischen Fortschritt festzumachen? Und ist eine andere Sicht auf Filmgeschichte möglich als eine teleologisch-evolutionistische? Kann uns ein näherer Blick auf die vermeintlichen Anfänge des Films mehr Klarheit über das vermeintliche Ende des Films geben? In dem Vortrag werde ich versuchen, Antworten auf diese Fragen zu geben.

Dr. Roland Domenig, Associate Professor für japanische Filmgeschichte an der Meiji Gakuin Universität in Tokyo, hat an der Universität Wien über den japanischen Film promoviert. Sein hauptsächliches Forschungsgebiet beinhaltet die Geschichte des japanischen Films, insbesondere die des frühen Films und des unabhängigen Kinos der 60er Jahre (u.a. Wakamatsu Koji). Domenig ist auch als Kurator Japan-spezifischer Filmprogramme (u.a. für BFI, MoMA, Cinematheque Francaise sowie zahlreiche internationale Filmfestivals), Berater von Filmfestivals sowie als Untertitelübersetzer tätig.