Mittwoch, 2. Februar 2022, 18:30–20:00 Dr. Jan Levin Propach: „Unus non sufficit orbis – Jesuitische Mission und ihre Spur im japanischen Untergrundchristentum“

Die Christianisierung Japans durch Jesuitenmissionare begann vielversprechend: Bereits in den 1570er Jahren gab es insbesondere auf Japans südlicher Insel Kyūshū ca. 100.000 Christinnen und Christen und viele Fürsten waren konvertiert. Doch das Blatt sollte sich ab den 1580er Jahren langsam wenden. Durch die Schenkung Nagasakis an die Gesellschaft Jesu wurden die Jesuiten plötzlich zu Akteuren im Spiel um die Macht im zersplitterten Japan. Das erste antichristliche Edikt von 1587 hatte noch wenig Auswirkung auf die Mission, aber das Edikt Tokugawa Ieyasus 1614 führte dazu, dass das Christentum aufgrund der einsetzenden Verfolgung in den Untergrund abtauchen musste. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts betraten erneut westliche Missionare japanischen Boden.

Am 17. März 1865 kamen 15 Japanerinnen und Japaner zur Pfarrkirche des französischen Priesters Bernard-Thadée Petitjean in Nagasaki und fragten ihn nach der Statue der Muttergottes. Seitdem war auch den Europäern und Europäerinnen klar, dass die japanische Kirche die Jahrhunderte im Untergrund überlebt hatte. Die Hälfte der japanischen Christinnen und Christen kehrte nicht in die Kirche zurück, hatten sie doch in den beinahe drei Jahrhunderten zahlreiche Elemente der shintoistisch-buddhistischen Umwelt aufgenommen und eine eigene religiöse Identität und eine nicht-europäische Form des Christentums entwickelt. Der Vortrag wird untersuchen, auf welche Weise die anfängliche Jesuitenmission das Leben und Schicksal der japanischen Untergrundchristinnen und -christen bis weit über die Verfolgungszeit hinaus geprägt hat.

Nanban-Screens-by-Kano-Naizen-c1600_kleinKano Naizen’s „Arrival of the Southern Barbarians Screen“ circa 1600, from the Kobe City Museum Collection

Dr. Jan Levin Propach studierte Katholische Theologie und Philosophie in Paderborn und München und wurde 2020 an der Universität Augsburg mit einer Arbeit zur Metaphysik von Leibniz im Fach Philosophie promoviert. Derzeit ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Dogmatik der LMU München und am Lehrstuhl für Philosophie an der Universität Regensburg. Darüber hinaus ist er seit 2018 Visiting Research Fellow an der Waseda University. Neben philosophischen Themen beschäftigt er sich mit der Geschichte des Christentums in Japan und promoviert derzeit im Fach Kirchengeschichte an der Universität Augsburg zur Anwendung der jesuitischen Missionsstrategien im Prozess der Übersetzung christlicher Literatur ins Japanische.

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