Mittwoch, 13. Mai 2009, 18:30–20:00 Vortrag Niklas Salm-Reifferscheidt: „Aoki Shūzō und die Anfänge der deutsch-japanischen Beziehungen. Erinnerungen an einen germanophilen Japaner aus der Sicht seiner Nachkommen“

Außenminister Aoki Shūzō (1844-1914) gelangte nicht zu jenem großen Ruhm, welchen andere Politiker der Meiji-Zeit für sich beanspruchen können, dennoch hinterließen seine Aktivitäten unübersehbare Spuren in Japan. Als zielstrebiger Vordenker studierte er ab 1869 als erster Japaner in Berlin Staatswissenschaften und trachtete Zeit seines Lebens danach, seinen Beitrag für ein neues Japan zu leisten. Eine Erreichung der Revision der Ungleichen Verträge schien nur möglich, indem sich Japan dem Westen angleicht.
Aoki entwickelte durch Vergleiche mit Deutschland seine eigenen, nicht unumstrittenen Ideen und setzte in Japan Impulse auf medizinischem, juristischem, militärischem und technischen Gebiet. Als Vertreter der in Berlin studierenden Japaner riet er diesen, sich mit Papier- und Wollstoffverarbeitung, Bierproduktion, und ähnlichem zu beschäftigen.
Er arbeitete unter Einfluss des in Wien lehrenden Lorenz von Stein und des Rostocker Universitätsprofessors Hermann Roesler an der japanischen Verfassung.
1873 trat er ins Außenministerium ein und vertrat Japan als Gesandter für Deutschland, Österreich, die Niederlande sowie Belgien, bekleidete zweimal das Amt des Außenministers und war Botschafter in den USA. Er engagierte sich in der evangelischen Kirchengemeinde Japans, war Mitbegründer der Dokkyō-Universität und Gründer einer Grundschule in Nasu (heute Nasushiobara), wo er seinen Landsitz im westlichen Stil errichten ließ. Aoki heiratete Elisabeth von Rhade-Funkenhagen, ein Fräulein aus preußischem Adel und führte mit ihr ein stark westlich orientiertes Leben.
Der Vortrag beleuchtet die Geschichte des Meiji Japan aus dem Blickwinkel der Person des Aoki Shūzō und bringt familiäre Erinnerungen mit ins Spiel.

Niklas Salm-Reifferscheidt, Mag. phil., geboren 1972, hat in Wien Geschichte studiert und seinen Schwerpunkt auf die Sozialgeschichte der Neuzeit gelegt. Sein Interesse an Japan ist familiär bedingt. Er ist der Ur-Ur-Großenkel von Viscount Shūzō Aoki und arbeitet daran, die bewegte Familiengeschichte aufzuarbeiten. Hauptberuflich führt er einen traditionellen Familienbesitz bei Linz in Oberösterreich, zu dem Immobilien, ein Forstbetrieb und das Schloss Steyregg gehören, welches vor einigen Jahren zu einem Veranstaltungsort für Kunst, Kultur und Wissen umgebaut wurde. Niklas Salm-Reifferscheidt ist Vorstandsmitglied der NIPPON Österreichisch Japanischen Gesellschaft und Gründer der Zweigstelle Oberösterreich. Zurzeit arbeitet er an Museumsräumen über Aoki Shūzō im Schloss Steyregg.
Information: www.schloss-steyregg.at

Dies ist eine Veranstaltung im Rahmen des Österreich-Japan Jahres 2009, das anlässlich der 140-jährigen Geschichte der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern begangen wird und des Kulturforums der Österreichischen Botschaft.

ab 20.00 Uhr im Foyer:
Vorstellung der neuesten OAG-Publikation bei einem kleinen Umtrunk