Mittwoch, 15. Februar 2017, 18:30–20:00 Pfr. Dr. Malte Rhinow: „Die Geschichte des Christentums in Korea und die Bedeutung der Reformation für die protestantischen Kirchen in Südkorea heute“

Nach ersten Kontakten mit dem Christentum zur Zeit der Mongolenherrschaft über China und der Konversion von Koreanern in Japan zum Katholizismus Anfang des 17. Jahrhunderts begann die katholische Kirchengeschichte offiziell 1784 mit der Taufe von Peter (Seung-Hun) Yi in Beijing. Der erste protestantische Missionar war Karl Gützlaff, der 1832 drei Wochen lang die koreanische Westküste besuchte. 1884 eröffneten die nordamerikanischen Kirchen ihre Koreamission, die sehr schnell Fuß fasste und bis 1910 eine erste Welle massenweiser Konversionen auslöste.

Ab 1945 wurde die Kirche im Norden zunehmend unterdrückt, was viele Protestanten dazu bewog, in den Süden zu fliehen. Nach dem Koreakrieg setzte in den 1960er Jahren im Gefolge der Industrialisierung Südkoreas im Süden eine zweite Welle rasanten Gemeindewachstums ein. Seit den 1990er Jahren geriet der südkoreanische Protestantismus jedoch zunehmend in die Krise. Der Rückgang der Kirchengliederzahlen ist die Folge einer inneren Krise des Protestantismus.

Auf dem Plakat steht: „Die koreanische Kirche fragt Luther nach dem (rechten) Weg
Auf dem Plakat steht: „Die koreanische Kirche fragt Luther nach dem (rechten) Weg

Der Vortrag wird auf die Ursachen der Krise eingehen und fragen, welche Bedeutung das 500. Reformationsjubiläum für die Überwindung der Krise hat. Dabei wird aufgezeigt, dass der südkoreanische Protestantismus viele Ähnlichkeiten zur römisch-katholischen Kirche des 16. Jahrhunderts aufweist. Insofern kann der südkoreanische Protestantismus einiges von der Reformation des 16. Jahrhunderts lernen. Angesichts des gegenüber dem 16. Jahrhunderts in vielfacher Weise andersartigen Kontextes und neuer Herausforderungen genügt es jedoch nicht, die Reformation des 16. Jahrhunderts zu kopieren, vielmehr benötigt der südkoreanische Protestantismus heute eine weitergehende Reformation. Bei dieser Reformation wird die Suche nach dem Wesen der Kirche über die christologische Engführung der reformatorischen Theologie des 16. Jahrhunderts hinausgehen müssen und die Frage nach dem rechten Verhältnis von Kultur und Evangelium sowie von Christentum und den anderen Religionen gehen. Diese Reformation erfordert einen globalen ökumenischen Dialog und Lernprozess und eine Berücksichtigung des eigenen Kontextes.

Auf dem Plakat steht: „CTS Spezielle Dokumentation zum 500. Reformationsjubiläum. Auf Luthers Wegen. 1. Beginn und Bedeutung der Reformation“. CTS ist ein koreanischer christlicher Fernsehsender (http://cts.tv)
Auf dem Plakat steht: „CTS Spezielle Dokumentation zum 500. Reformationsjubiläum. Auf Luthers Wegen. 1. Beginn und Bedeutung der Reformation“. CTS ist ein koreanischer christlicher Fernsehsender (http://cts.tv)

Pfarrer Dr. Malte Rhinow ist Professor für Praktische Theologie an der Luther University in Yongin und lebt seit 1992 in Seoul. Er lehrte von 1993 bis 2000 an der Hanshin University und arbeitete in der Ökumeneabteilung der Presbyterianischen Kirche in der Republik Korea. Von 2000 bis 2004 war er Pfarrer der Evangelischen Gemeinde Deutscher Sprache in Seoul. Seit 2000 arbeitet er als ökumenischer Mitarbeiter von Mission EineWelt für die Lutherische Kirche in Korea, seit 2005 an der Luther University. Er hat Eine kurze koreanische Kirchengeschichte bis 1910 (LIT Verlag, 2012) und Das Frühmorgengebet in Koreas Christentum (Erlanger Verlag für Mission und Ökumene, 2015) sowie zahlreiche Artikel zur Bedeutung des 500. Reformationsjubiläums für Koreas Protestantismus veröffentlicht.

Vortrag: Christentum in Korea