Mittwoch, 1. Juni 2011, 18:30–20:00 Dia-Vortrag über Nordkorea von Botschafter Gerhard Thiedemann

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Botschafter Thiedemann wird von den Beobachtungen und Impressionen seines ersten Jahres in der Demokratischen Volksrepublik (Nord-) Korea berichten. Das bergige, schöne Land mit kümmerlicher Landwirtschaft und vielfach brachliegenden Industrien ist für den Besucher nicht einfach zu erkunden. Der Koreakrieg hat die Infrastruktur weitgehend zerstört und viele alte Kulturstätten vernichtet; die heutigen Städte sind Variationen aus grauem Beton. Darin bewegen sich die Menschen zu Fuß oder mit maroden öffentlichen Verkehrsmitteln, um ihr tägliches Leben mühsam zu organisieren. Auf dem Lande kommen sogar noch Holzvergaser-Lastwagen und Ochsengespanne zum Zuge. Der „geliebte Führer“ Kim Jong Il leitet die Gesellschaft und Wirtschaft bis ins Detail an, an während die Machtorgane von Staat und Arbeiterpartei fast alles kontrollieren. Eine Zivilgesellschaft kann sich so kaum entwickeln, zumal sich Nordkorea von Informationen aus der Welt drumherum sorgsam abgeschottet hat.

So steht das Land isoliert und arm da. Die Regierung ruft nach internationaler Nahrungsmittelhilfe. Die Wirtschaft Nordkoreas bedarf substanzieller, dem Stand heutiger ökonomischer Standards gerecht werdender Reformen. Ein riesiger Militärapparat kommt die Volkswirtschaft teuer zu stehen. Sanktionen der Vereinten Nationen infolge der Nuklear- und Raketentests belasten das Land zusätzlich. Gerade weil die Lage auf der koreanischen Halb-insel gespannt und die
Demokratische Volksrepublik Korea ein sehr exponierter Kontrahent ist, ist Diplomatie dort besonders notwendig.

Der Hamburger Gerhard Thiedemann ist seit Juli 2010 deutscher Botschafter in Pjöngjang. Der asiatischen Region ist er bereits durch Dienstposten in Dhaka, Bangladesh (1991–1993) und Tokyo (2003–2006) verbunden. Weitere Stationen waren Johannesburg, Washington und Kairo. Der Jurist begann seine Karriere in den Bundesministerien für Jugend, Familie und Gesundheit sowie für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, bevor er 1991 in den Auswärtigen Dienst wechselte.