Mittwoch, 1. Dezember 2010, 18:30–20:00 Vortrag Prof Dr. Peter Pantzer: „Heinrich von Mosthaf: Ein deutscher Rechtsberater in Japan“

Während der Meiji-Zeit wirkten zahlreiche deutsche Berater und Experten in Japan, um durch ihre Fachkenntnisse am Aufbau des nunmehr zum Westen hin ausgerichteten Landes mitzuwirken. Unter diesen Fachleuten, den sogenannten Yatoi, gibt es bekannte, weniger bekannte, und so gut wie unbekannte. Zu dieser letzten „japanologischen“ Gruppe zählt der Jurist Heinrich von Mosthaf (Ellwangen 1854–1933 Stuttgart). Er war württembergischer Staatsbeamter und krönte seine Karriere mit der Ernennung zum Staatsrat sowie der lebenslangen Mitgliedschaft in der Ersten Kammer des Landes.
Seine Berufung zum Rechtsberater der japanischen Regierung hatte Mosthaf Alexander von Siebold zu verdanken, dessen Schwester in Württemberg unweit von Ulm lebte. Zu dem Zeitpunkt war die japanische Verfassung, deren Schöpfer mit Recht im Licht der Geschichte stehen, bereits verkündet. Jetzt ging es darum, Regierungs- und Parlamentstätigkeit in die Praxis umzusetzen. Die Alltagsroutine, wie sich aus der Situation heraus das Wirken und die Gestaltungs-möglichkeiten des Kabinetts gegenüber dem Abgeordnetenhaus entwickeln sollten, war weniger glanzvoll, benötigte aber nicht minder juristische Begleitung. Dieses Feld war Mosthaf von Stuttgart her vertraut.
Mosthafs Tätigkeit in Japan währte von Mai 1891 bis April 1894 (Meiji 24-27), seine Gutachten verfasste er nach Bedarf für die Kabinette Matsukata und Itō. Einen Blick in den Alltag seiner Tätigkeit ermöglicht seine persönliche Korrespondenz, die er mit seinem Bruder führte. Und dass die Faszination seines Aufenthaltes in Japan unter seinen Landsleuten eine sehr lebhafte gewesen sein muss, beweist ein Jungmädchenroman, in dem das „Japan-Abenteuer“ von Mosthafs Familie einen überaus farbigen Niederschlag gefunden hat. Zwei Jahrzehnte lang war das immer wieder neu aufgelegte Buch ein Bestseller gewesen.

Prof. em. Dr. Peter Pantzer, geb. 1942 in Salzburg, Studium der Neueren Geschichte und Japanologie an der Universität Wien, Dr. Phil. 1968. Nach Studium in Japan (1968/71) sowie Assistenten- und Dozentenjahren in Wien 1988 Berufung nach Bonn als Professor an das Japanologische Seminar der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, 1998-2002 Chairman der European Association of Japanese Resource Specialists, seit 2000 Ehrenvorsitzender der DJG Bonn; Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte, Kunst und Kultur Japans.