Mittwoch, 26. März 2014, 18:30–20:00 Vortrag von Dr. Kazue Haga: „Vital im Alter: Kommunen im demographischen Wandel“

Japan ist gegenwärtig die „älteste“ Gesellschaft. Die Bevölkerung altert im Vergleich zu anderen Industrieländern mit einer höheren Intensität. Der Anteil von Älteren und Alten steigt nicht nur in Regionen auf dem Lande, sondern auch in Großstädten, auch in manchen Wohngebieten in Tokyo.
Sind Ältere und Alte wirklich passive Teilnehmer der Gesellschaft, schwach, gebrechlich und brauchen Unterstützung und Pflege?

Der demographische Wandel bietet gute Gelegenheiten, darüber nachzudenken, Wertschöpfung umfassender zu schaffen als bis jetzt der Fall ist. Dazu ist ein Umdenken erforderlich, z.B. Demographie statt als Problem als Potential zu betrachten und den Umstieg auf einen gesünderen Lebensstil aktiv zu fördern. Japan bietet hierfür aufschlussreiche Beispiele, z.B. eine kleine Stadt in den Bergen in der Präfektur Tokushima, Kamikatsu. In der Stadt wurde ein Geschäftsmodell umgesetzt, indem alte Menschen, darunter auch alte Frauen, produktive Arbeit leisten können. Mit dem Erfolg des Produktes tsumamono (Laubblätter als Dekoration in der japanischen Küche) hat das Unternehmen „Irodori“ einen beachtenswerten Einfluss auf Motivation, Einkommen und Gesundheit der beteiligten alten Bauern sowie auf den Wohlstand der Kommune.

Gutes langes Leben ist eine anspruchsvolle Herausforderung, jedoch eine durchaus erreichbare Ambition. Vision, eingebunden in Vorstellungskraft, und Ausdauer erlauben älteren Menschen, ihre Ressourcen und Erfahrungen neu zu kombinieren und neue Fähigkeiten aufzubauen. Fallbeispiele in diesem Vortrag illustrieren Möglichkeiten an, dass auch Kommunen mit einem hohen Anteil älterer Einwohner Entwicklungsdynamik erzeugen können. Nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung, Zufriedenheit im Leben, Lebenssinn und Gesundheit zu genießen, ist in demographisch alternden Gesellschaften genauso gut möglich wie in jüngeren Gesellschaften. Die Studienergebnisse scheinen ein positives Zusammenwirken zwischen Demographie, Wirtschaft und Lebensqualität zu bestätigen. Daraus wird die Hypothese abgeleitet, dass lebenslanges Arbeiten Gesundheit und Lebenszufriedenheit im höheren und hohen Alter aufrechterhalten, sogar erhöhen könnte.

Dr. Kazue Haga ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Japanstudien im Forschungsgebiet „Herausforderungen des demographischen Wandels“. Sie hat 2012 am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Marburg zum Thema „Innovations- und Evolutionsdynamik in demographisch alternden Gesellschaften“ promoviert.