Mittwoch, 9. April 2014, 18:30–20:00 Isabel Fassbender: „Sexualität und Geschlechterrollen im heutigen Japan ‒ mit besonderem Augenmerk auf das Verhütungsverhalten junger Japaner“

Das Haupt-Verhütungsmittel junger Japaner ist nach wie vor das Kondom,junge Frauen entscheiden sich kaum für die Pille. Besonders aus einer deutschen Perspektive, wo die Pille das kaum umstrittene Verhütungsmittel Nummer eins ist, wirft dies einige Fragen auf. Um den gesellschaftlichen und politischen Hintergrund dieses Verhütungsschemas offen zu legen, wird zunächst einmal im Umriss auf die Geschichte der Verhütung in Japan nach dem Zweiten Weltkrieg mit besonderem Augenmerk auf die Diskussion um die Pille eingegangen.

Bei der darauf folgenden Betrachtung des Verhütungsverhaltens junger Menschen im heutigen Japan trifft man auf ein Sexualbewusstsein, in dem sich feste Geschlechterrollen widerspiegeln. Außerdem trifft man auf eine Tabuisierung von Sexualerziehung besonders seit der Neo-Liberalismus-Bewegung unter Koizumi nach dem Jahrtausendwechsel. Junge Menschen sind somit mit beschränkten Informationen zu Sexualität und Verhütung inmitten einer übersexualisierten Gesellschaft sich selbst überlassen. Jedoch sind die Schadenträger eines solchen Widerspruchs junge Frauen, die sich einer Abtreibung unterziehen oder die Verantwortung der Kindererziehung in den meisten Fällen allein schultern, falls sie sich für Geburt und der im allgemeinen damit verbundenen Dekichatta-kon („Shotgun Wedding“) entscheiden.
Besonders wird bei diesen Betrachtungen auf die folgenden Fragen eingegangen:
Welche „Trends“ lassen sich in Sachen Sexualität junger Japaner in den letzten Jahren feststellen?
Welche Faktoren haben Einfluss auf die Konstruktion des Sexualbewusstseins dieser?
Welche Machtverhältnisse spielen dabei eine Rolle?

Isabel Fassbender, geb. 1985. Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin im Hauptfach Japanologie (Nebenfach BWL) und mit gleicher Fächerkombination an der Universität Zürich. Nach 10-monatigem Studienaufenthalt an der Fremdsprachenuniversität Osaka, Bachelor-Abschluss in Zürich. Danach Wechsel an die Fremdsprachenuniversität Tokyo, Abschluss Master 2014 im Bereich Area Studies mit Schwerpunkt Gender und Gesellschaft im heutigen Japan (Thema: „Gender, Sexualität und Verhütung in Japan“). Ab April 2014 Doktorandin an der Fremdsprachenuniversität Tokyo im Fach Internationale Gesellschaft mit dem Forschungsthema „Sexuelle und reproduktive Rechte in Japan vor dem Hintergrund des Geburtenrückgangs“.