Mittwoch, 10. Februar 2016, 18:30–20:00 Dr. Jörg Mahlich: „Zu krank für ein neues Medikament? Gesundheitsökonomie in Japan“

Wie in vielen anderen entwickelten Volkswirtschaften, die unter einer zunehmenden Alterung der Bevölkerung leiden, wird auch in Japan versucht, die zuletzt steigenden Gesundheitsausgaben zu begrenzen, die mittlerweile knapp 10% des japanischen Bruttoinlandsproduktes ausmachen.

In diesem Jahr wird versuchsweise eine gesundheitsökonomische Bewertung neuer Arneimittel eingeführt, die sich am englischen System anlehnt, in dem versucht wird, den Nutzen einer medizinischen Innovation monetär zu bewerten. Innovationen mit einem ungünstigen Kosten-Nutzen-Verhältnis werden dort nicht in den Leistungskatalog der Krankenversicherung aufgenommen, was vor allem neue Krebsmedikamente betrifft. Dieses System ist unter anderen bereits in Korea eingeführt worden.

Um die Herausforderungen des demographischen Wandels zu meistern, wird eine solche Maßnahme jedoch nicht ausreichen; notwendig wären vielmehr radikale Strukturreformen des japanischen Gesundheitssystems, in dem es starke Anreize zur medizinischen Über- und Fehlversorgung gibt, die sich etwa in sehr langen Krankenhausaufenthaltsdauern niederschlagen.
Nach einer kurzen Übersicht über das japanische Gesundheitssystem werden die möglichen Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung dargestellt.

Jörg Mahlich studierte Wirtschaftswissenschaften in Kiel und promovierte an der Uni Wien. Derzeit leitet er die gesundheitsökonomische Abteilung der Pharmasparte von Johnson & Johnson in Tokyo (Janssen KK). Er ist außerdem „research affiliate“ am Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE): http://www.dice.hhu.de/en/diceteam/research-affiliates/dr-joerg-c-mahlich.html