Mittwoch, 6. Dezember 2017, 18:30–20:00 Dr. Daniel Kremers: „Temporäre Arbeitsmigration für Japans regionale Industrie und das Technical Intern Training Program.“

Japans ländliche Regionen stehen vor vielfältigen Herausforderungen: eine ist ‒ bedingt durch Alterung und Abwanderung in die urbanen Zentren ‒ der Mangel an angebotener Arbeitskraft. Unternehmen in arbeitsintensiven Industrien abseits der Ballungsräume würden daher gern mehr ausländische Arbeiter beschäftigen. Durch eine restriktive Zuwanderungspolitik ist die Zahl ausländischer Beschäftigter insgesamt gering. Nur ca. 1,7 Prozent der Beschäftigten in Japan sind ausländische Staatsbürger. Sie konzentrieren sich darüber hinaus in den urbanen Zentren, allen voran Tokyo mit ca. 30 Prozent.

Als eine Möglichkeit, mehr Arbeitsmigranten in regionalen Industrien unterzubringen, hat sich das so genannte Technical Intern Training Program (TITP ‒ Gaikokujin ginō jisshū seido) erwiesen. Im Jahr 2016 hielten sich über 200.000 teilnehmende Migranten in Japan auf. Auffällig dabei ist, dass ‒ auf Präfekturebene betrachtet ‒ deren regionale Verteilung von der Gesamtzahl der ausländischen Beschäftigten abweicht. Während ihr Anteil an den Arbeitsmigranten in Tokyo nur 2,7 Prozent beträgt, liegt dieser in den Präfekturen Ehime, Okayama, Hiroshima, Gifu, Ibaraki und Hokkaido zwischen 36 und 66 Prozent. Die Präfektur Aichi, die mit über 110.000 die meisten ausländischen Beschäftigten nach Tokyo aufweist, hat auf Grund ihrer ländlichen Struktur und ihres hohen Grades an wirtschaftlicher Diversität immerhin noch einen Anteil von ca. 20 Prozent Trainees und ist damit die Präfektur mit den absolut meisten ausländischen Trainees in Japan.

Anhand seiner politischen Ausgestaltung und vor dem Hintergrund seiner für November 2017 geplanten Erweiterung werde ich aufzeigen, warum das TITP gerade für regionale Unternehmen ein attraktives Angebot von Arbeitskraft darstellt, es aber unter dem Gesichtspunkt des Arbeitsrechts und der Interessen von Arbeitnehmern hoch umstritten bleibt.

Dr. Daniel Kremers ist Japanologe und Politikwissenschaftler. Seit 2015 forscht er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Japanstudien in Tokyo zu Einfluss und Funktion lokaler Kommunen innerhalb Japans Energie- und Klimapolitik. Darüberhinaus forscht und publiziert er zu den Themen Zuwanderungspolitik, Interessengruppen und politische Ideengeschichte. 2009 veröffentlichte er mit dem Filmemacher Tilman König den Dokumentarfilm Saure Erdbeeren ‒ Japans versteckte »Gastarbeiter«.

Dr. Daniel Kremers
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