Mittwoch, 15. September 2021, 18:30–20:00 Dr. Luise Kahlow: „Das Gion-Fest und der Reihertanz in Geschichte und Gegenwart: Eine visuelle Reise durch Kyoto, Yamaguchi und Tsuwano“

Der Reihertanz (sagimai 鷺舞 bzw. sagi no mai 鷺の舞) ist Teil des alljährlich im Juli veranstalteten Gion-Festes in Tsuwano (Präfektur Shimane) und der Stadt Yamaguchi (Präfektur Yamaguchi). Ursprünglich war er Teil des weitbekannten Gion-Festes in Kyoto, wo er heute jedoch nur unregelmäßig aufgeführt wird.

SagimaiReihertanz in Tsuwano, Tonomachi dōri, 27. Juli 2014. Aufgenommen von Luise Kahlow

Das Gion-Fest mit seinen großen Umzugswagen entwickelte sich im Mittelalter aus dem Gion goryō-e 祇園御霊会, einem Festumzug, der zornige Geister besänftigen und so die Menschen vor ansteckenden Krankheiten schützen sollte. Um diese Umzugswagen in Bewegung zu setzen und anzuspornen, führte man verschiedene prachtvolle Tanzkünste (furyū hayashimono 風流囃子物) auf. Ein Beispiel hierfür ist der Reihertanz. Ein Blick in die historischen Quellen verrät einiges über die Entstehung des Tanzes im 14. Jahrhundert. Wer führte den Tanz auf und warum? Wer sah den Tanz? Und wie gelang der Reihertanz von Kyoto nach Tsuwano und Yamaguchi, und konnte sich im Gegensatz zu Kyoto an diesen entfernten Orten über mehrere Jahrhunderte erhalten? Welchen Bedeutungswandel erfuhr er seit seiner Entstehung? Der Vortrag soll die Geschichte des Gion-Festes und des Reihertanzes in den drei Orten Kyoto, Yamaguchi und Tsuwano beleuchten und Aufschluss über diese und andere Fragen geben.

Luise Kahlow studierte Japanologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und schloss ihr Promotionsstudium im März 2021 an der Hōsei-Universität in Tokyo ab. Bereits im Jahr 2012 sprach sie in der OAG zum Reihertanz; nun soll – fast zehn Jahre später – ein umfassenderes Bild auf der Grundlage der Promotion gezeichnet werden. Mehrmals unternahm sie Forschungsreisen nach Tsuwano, Yamaguchi und Kyoto, um Feldstudien durchzuführen. In ihrer Promotion wertete sie historische Quellen aus, analysierte die Instrumentalbegleitung nach musikethnologischer Methode und legte die Ergebnisse aus den Feldstudien zur Bewahrung des Reihertanzes vor.

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