Mittwoch, 9. Februar 2011, 18:30–20:00 Rolf-Harald Wippich: „Als Ostasien populär wurde. China und Japan in Karikatur und Werbung um 1900″

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Der Aufstieg der Massen- oder Populärkultur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeitigte neue Formen der ästhetischen Wahrnehmung in Text und Bild. Als neue Medien fungierten neben traditionellen Presseorganen insbesondere Bild- und Fotomagazine sowie Heftserien für Jung und Alt, die aktuelle Nachrichten aus aller Welt aufbereiteten und für die heimische Kaffeetafel konsumierbar machten, aber auch Witzblätter und satirische Journale wie Kladderadatsch (seit 1848) oder Simplicissimus (seit 1896), die mit Sarkasmus und Spott gesellschaftliche Fehlentwicklungen im In- und Ausland brandmarkten. In beiden Fällen widmeten sich diese Medien recht ausgiebig den politischen und kulturellen Ereignissen in Ostasien und versuchten, das „Exotische“ auflagenfördernd zu verwerten. Dies war nach den „Öffnungen“ Chinas (1842) und Japans (1853/54) besonders der Fall nach dem Chinesisch-Japanischen Krieg von 1894/95, als das Interesse an Ostasien exponentiell anstieg und China wie Japan in der Alltagsperzeption unzweideutig separate Identitäten zugewiesen bekamen, d.h. nun kaum noch kulturell oder phänotypisch verwechselt wurden.
Ein repräsentativer Blick auf die (auflagenstarken!) Witzblätter Kladderadatsch und Simplicissimus wird zum einen zeigen, wie, ab wann und bei welcher Gelegenheit Japan bzw. die Japaner karikiert und stereotypisiert wurden und damit für den deutschen Leser/Betrachter Eingang in die Populärkultur fanden, zum anderen, wie sich das noch in den Kinderschuhen steckende Feld der Verkaufswerbung im kaiserlichen Deutschland rasch und ohne Scheu der Exotika bediente, die Ostasien bot. Der Vortrag wird von einer PP-Präsentation begleitet, in der exemplarisch Karikaturen und Werbung aus den Anfängen der deutschen Beziehungen mit Ostasien gezeigt werden.

Dr. Rolf-Harald Wippich, in Japan seit 1989, als Professor für Geschichte an der Sophia- Universität seit 1991 und langjähriges OAG-Mitglied , wird im März 2011 nach 20jähriger Lehrtätigkeit seine Zelte im „Land des Lächelns“ abbrechen und in die Schweiz übersiedeln, wo er sich als Frühpensionär, Senior Private Researcher sowie wacher Beobachter des aktuellen Geschehens in Luzern neuen Herausforderungen widmen wird. Der Vortrag ist zugleich gedacht als Abschiedsveranstaltung für alle Freunde und Bekannte. Kontakt: wippichrolf@yahoo.com