Mittwoch, 16. Februar 2011, 18:30–20:00 Dr. Susanne Klien: „Traditionspflege im ländlichen Japan – Last oder Lust?“

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Überalterung, Mangel an beruflichen Perspektiven, Abwanderung – das sind gegenwärtig die gängigen Assoziationen mit ländlichen Regionen in Japan. Übersehen werden allerdings häufig die zahlreichen positiven Aspekte des Landlebens wie etwa die Fülle an kulturellen Gebräuchen oder der oft stärkere soziale Zusammenhalt.
Der Vortrag stellt ausgewählte Beispiele von als Kulturerbe designierten immateriellen Traditionen (mukei bunkazai) aus den Präfekturen Shimane und Niigata vor, darunter semiprofessionelles Kabukitheater, rituelle Stierkampfpraktiken und jahreszeitliche Feste. Neben der historischen Entstehungsgeschichte soll insbesondere die gegenwärtige Organisation und Praxis der Traditionspflege beleuchtet werden. Außerdem sollen folgende Schlüsselfragen erläutert werden: Was motiviert einzelne Mitglieder, sich in Traditionspflegegruppen zu engagieren, wie nehmen Individuen die soziale Interaktion wahr, die sich aus der Ausübung und Weitergabe von Kulturgütern ergibt, und wie tragen diese Aktivitäten zum Wohlbefinden der involvierten Akteure bei? Die hier präsentierten empirischen Daten stammen aus mehrmonatiger teilnehmender Beobachtung und Interviews. Am Ende des Vortrags werden Fragen des Publikums zum Thema diskutiert.

Dr. Susanne Klien, seit Dezember 2009 Research Fellow am Deutschen Institut für Japanstudien (DIJ) Tokyo. Studium der Translationswissenschaft, Japanologie und Politikwissenschaft in Wien und Kyoto. Autorin von „Bullfighting in Oki: Source of Comprehensive Subjective Well-Being? Tradition, Social Interaction and Personal ikigai“ und (mit Patrick Neveling) „Tradition within and beyond the Framework of Invention – Case Studies from the Mascarenes and Japan“. Mehr Informationen unter: www.dijtokyo.org