Mittwoch, 21. September 2011, 18:30–20:00 Axel Klein: Wenn Religionsgemeinschaften zur politischen Reformation ansetzen: Der Fall der japanischen „Kōfuku no kagaku“

DER VORTRAG WURDE VOM 21. AUF DEN 22. SEPTEMBER VERSCHOBEN!!

Das Verhältnis von Religion und Politik hat beginnend mit der islamischen Revolution im Iran 1979 weltweit an Aufmerksamkeit gewonnen. Die Staaten Asiens stellen in dieser Hinsicht nicht nur aufgrund der hier zu findenden großen Zahl von Religionen vielversprechende Untersuchungsobjekte dar, sondern auch wegen der sich sehr unterschiedlich gestaltenden Beziehungen zwischen Staat und Religion.

In Japan (wie auch in drei weiteren asiatischen Staaten) gilt dabei zwar das Gebot der Trennung von Staat und Religion, doch treten einige religiöse Organisationen trotzdem als einflussreiche Akteure im politischen System in Erscheinung. Die „Partei für eine saubere Regierung“ (Kōmeitō), die 1964 von der buddhistischen Laienorganisation Sōka Gakkai (etwa: Werte schaffende Gesell-schaft) ins Leben gerufen wurde, brachte es sogar zu beachtlicher politischer Relevanz.

Der bisher letzte Versuch, eine religiöse Partei im japanischen Parteiensystem zu etablieren, erfolgte 2009 durch die „Kōfuku no kagaku“ („Die Wissenschaft vom Glück“). Diese Glaubensgemeinschaft verfügt nach eigenen Angaben über elf Millionen Mitglieder, womit sie größer als jede andere religiöse Organisation des Landes wäre. Unter der Führung ihres Gründers und geistigen Oberhaupts Ōkawa Ryūhō rief sie die „Partei zur Verwirklichung des Glücks“ (Kōfuku jitsu-gentō) ins Leben, die bereits drei Monate später bei der Unterhauswahl antrat.

In diesem Vortrag wird Axel Klein sowohl die Motivation für das politische Engagement der „Wissenschaft vom Glück“ betrachten als auch die konkrete „Expansion“ der Glaubensgemeinschaft in die politische Welt sowie die ersten Ergebnisse dieses Prozesses darlegen.

Axel Klein ist Japanologe und Politikwissenschaftler am Deutschen Institut für Japanstudien in Tokyo.