Mittwoch, 5. Oktober 2011, 18:30–20:00 Katastrophenmanagement – von der Vorbeugung zum Wiederaufbau

Die tragischen Vorfälle des 11.03.2011 haben wieder einmal bewusst gemacht, dass Naturkatastrophen – seien es Erdbeben, Tsunami oder andere – per se nicht verhindert werden können. Worauf jedoch Einfluss genommen werden kann, sind die zerstörerischen Auswirkungen, die ein solches Ereignis auf die menschiche Zivilisation nimmt. Aus diesem Grund wird in der Regel weniger von „Katastrophenschutz“, als vielmehr von „Katastrophenmanagement“ gesprochen – also der Schadensbegrenzung und der Organisation von Handlungsabläufen im Krisenfall.

Die dafür erforderlichen Maßnahmen setzen bereits lange vor einer Katastrophe ein und gehen weit über sie hinaus. Im Wesentlichen werden dabei vier Phasen unterschieden, die vor, während und nach dem Eintreten einer Katastrophe in Aktion treten:
– Mitigation (Vorbeugung),
– Preparedness (Notfallplanung),
– Response (Einsatz) und
– Recovery (Wiederaufbau).

Einer der wichtigsten Faktoren in der Katastrophenbekämpfung ist dabei die Information über richtiges Verhalten im Katastrophenfall, wodurch einerseits Panik vermieden und andererseits potentielle Folgekatastrophen (wie z.B. Brände) abgewendet werden sollen. Wesentlich ist auch die bauliche Katastrophenprävention, um zu verhindern, dass Gebäude, die dem Schutz des Men-schen dienen sollen, selbst zu Gefahrenquellen werden.

Japan besitzt hinsichtlich des Umganges mit Katastrophen eine sehr lange Tradi-tion und liegt vor allem im Bereich des konstruktiven Erdbebenschutzes unter den weltweit führenden Nationen. Auf der Basis eines bereits 1981 etablierten wissenschaftlichen Kooperationsabkommens zwischen der Technischen Universität Wien und der University of Tokyo besteht seit 2001 eine intensive Zu-sammenarbeit zwischen den beiden Universitäten auf dem Gebiet des Katastrophenmanagements. Im Rahmen des „TU-Kooperationszentrums für Katastro-phenvorbeugung und Sicherheit in Bauten“ forschen Experten verschiedener Fachgebiete (z.B. Architektur, Statik, Baudynamik, Geophysik, Erdbeben, Hochwasser- und Lawinenschutz, Hangrutsch, etc.) in interdisziplinärer Kooperation, um Lösungen für katastrophensichere Konstruktionen, funktionierende Krisenzentren und den raschen Wiederaufbau zu entwickeln. Beginnend mit einem geschichtlichen Abriss des Katastrophenschutzes werden im Vortrag einige Konzepte aus Japan und Österreich exemplarisch vorgestellt.

Iris Mach (1977), Dipl.-Ing. Dr.techn., Technische Universität Wien, Fakultät für Architektur und Raumplanung. Assistentin für die Gebiete Katastrophenvorbeugung und Angewandte Ästhetik, sowie Mitarbeiterin im Bereich der Koordination des Abkommens für wissenschaftliche Kooperation der TU-Wien mit der University of Tokyo, Faculty of Engineering. Monbukagakusho-Stipendiatin an der University of Tokyo 2007-2009.