Mittwoch, 20. Februar 2008, 18:30–20:00 Katrin Paul: Beobachtungen zur Entwicklung der zeitgenössischen Kunstszene in Saigon (Ho Chi Minh City), Vietnam

Künstlerische Entwicklung und Produktion unter politisch einschränkenden Bedingungen ist immer eine Herausforderung und benötigt Stellungsnahme von Seiten der Künstler. Es ist das Einfachste, den offiziellen Normen zu folgen und sich damit den einschränkenden Grenzen innerhalb dieser Normen zu unterwerfen. Zum andern kann der Kunstschaffende sich in Nischen zurückziehen, eigene inhaltliche und formale Fragestellungen formulieren, entzieht sich damit aber auch der Möglichkeit von offizieller Förderung und offiziellen Ausstellungsmöglichkeiten. Die nächste Möglichkeit besteht darin, sich außerhalb des offiziellen Kunstbetrieb zu finden und gemeinsam „privat“ Ausstellungen und Events zu realisieren, aber immer mit der Gefahr im Hintergrund, dass eine gerade eröffnete Ausstellung oder ein Event von offizieller Seite geschlossen, konfisziert oder verhindert wird, eventuell sogar mit weit reichenden Folgen für die Künstler oder/und Organisatoren.

In Saigon (Ho Chi Minh City) haben sich innerhalb der letzen Jahre mehrere Gruppen und inoffizielle Institutionen gebildet, die der offiziellen kommunistisch politisch-korrekten Darstellung von zeitgenössischer Kunst entgegenwirken, bzw. eine andere Sichtweise hinzufügen wollen. Die Aktivitäten dieser Gruppen und Institutionen werden hinsichtlich ihres Einflusses auf die Entwicklung der zeitgenössischen Kunstszene in Saigon vorgestellt.

Eine dieser Gruppen, „a little blah blah“ (albb), war für Katrin Paul im September und Oktober 2007 die Arbeits- und Wohnbasis als Artist in Residence in Saigon. Als Abschluss dieses Arbeitsaufenthalts hat Katrin Paul, mit großzügiger Unterstützung des Goethe Instituts Vietnam, eine Einzelausstellung in Saigon ausgerichtet und wird von ihren Erfahrungen über Produktions- und Ausstellungsbedingungen berichten.

Katrin Paul, Künstlerin, Fotografin.
Nach abgeschlossenem Fotodesign-Studium in Dortmund war Katrin Paul eine der ersten Absolventinnen des Studiengangs Medienkunst an der neu gegründeten HfG in Karlsruhe. Mit einem zweijährigen DAAD-Stipendium hat Katrin Paul die Arbeit „The Image of Women in Japanese Society“, ein fotografisches Portrait über verschiedene Gruppen von Frauen in Japan, realisiert und lebt als freischaffende Künstlerin seit nunmehr 10 Jahren vorwiegend in Tokyo. 2004 promovierte Katrin Paul im Fach Kunst an der Tama Art University in Tokyo. Weitere Informationen über die Künstlerin finden Sie unter: http://www.katrinpaul.com/