Mittwoch, 13. April 2016, 18:30–20:00 Dr. Peter-J. Alexander: „Betriebliche Bildung in Japan zwischen Eigenständigkeit und Gleichklang“

Vieles ist im Zuge vergleichender Berufsbildungsforschung über betriebliche Bildung in Japan veröffentlicht worden, es gibt unter anderem deutsche, englische und japanische Veröffentlichungen dazu. Dabei ist zunächst auffällig, dass oft bereits begrifflich nur unscharf ist, worüber geschrieben wird; eine Phalanx von Sprachspielen verschiedener wissenschaftlicher ‚Beobachter im Krähennest‘ (Niklas Luhmann) ist die Folge. Wird etwa in Deutschland noch immer die ‚Beruflichkeit‘ in der Aus- und Fortbildung verortet, so ist es in Japan eher eine ‚Betrieblichkeit‘ (Walter Georg). Ein staatlich-vereinheitlichendes Berufsbildungsgesetz wie in Deutschland liegt für Japan nicht vor, vielmehr wird in gesetzlicher Hinsicht jedem Betrieb ein eigenständiges Aus- und Fortbildungssystem zugestanden. Trotzdem gibt es Bereiche, die im Lande des Konsenses zu einem Gleichklang führen.

Der Vortrag wird vor allem die betriebliche Aus- und Fortbildung von ‚Salarymen‘, weniger von ‚Office Ladies‘ in japanischen Großbetrieben beleuchten. Zum einen werden dazu historische, zum anderen statistische Bezüge herangezogen. Neben dem sogenannten ‚On-The-Job-Training‘, kurz OJT, sind es andere betriebliche ‚Off-The-Job-Trainingsmaßnahmen‘ (Off-JT) und ‚Selbstlernaktivitäten‘, die den japanisch-betrieblichen Bildungscharakter prägen. Anhand von Praxisbeispielen aus der japanischen und deutschen Literatur lässt sich die Eigenständigkeit der betrieblichen Bildung gut verdeutlichen. Gerade der japanische Büchermarkt speziell über ‚Selbstlernaktivitäten‘ bietet aber auch Überraschendes, was einmal mehr den Drang zur Gleichförmigkeit in unserem Gastland nahelegt.
Ein Ausblick auf die Zukunft betrieblicher Bildung in Japan – auch in einigen Vergleichsbezügen zu Deutschland – wird den Vortrag beschließen.

Peter-Jörg Alexander studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Münster sowie Nürnberg und promovierte an der Universität Osnabrück.
Von 1987 bis 1993 war er an der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Tokyo beschäftigt, seit Sommer 2008 ist er an der Deutschen Schule Tokyo Yokohama als stellvertretender Schulleiter tätig. Sein Forschungsinteresse gilt unter anderem der vergleichenden Berufsbildungsforschung zu Japan und Deutschland.