Mittwoch, 19. Februar 2014, 18:30–20:00 Vortrag von Siegfried Knittel: Japan und die USA – eine schwierige Beziehung

Japans Verhältnis zu den USA ist wie das Verhältnis eines jüngeren zum älteren Bruder. Der jüngere bewundert den älteren Bruder ob seiner Fähigkeiten und seiner Stärke,  aber der Ältere läßt den Jüngeren auch immer wieder seine Macht spüren, was der jüngere Bruder als Demütigung erlebt. Das stachelt ihn aber auch an, den älteren Bruder zu übertreffen.

Vor dem Hintergrund dieses Beziehungsmodells soll in dem Vortrag das Verhältnis der beiden Länder von der Ankunft Commodore Perrys mit seinen Kriegsschiffen in Japan bis heute beschrieben werden, weil die heutige Beziehung beider Länder nur auf dem Hintergrund ihrer geschichtlichen Beziehung verstanden werden kann. Deren wichtigsten Stationen werden deshalb in dem Vortrag referiert.

Man muss Shinzō Abes Politik als die Politik eines Abkömmlings eines Politikers der imperialistischen Ära begreifen, in der Japan mit den USA um die Vormacht in Asien Krieg führte und eine demütige Niederlage erlitt. Trotz der immer wieder betonten Nähe zu den USA ist es Abes Wille, diese Demütigung Japans in der Verfolgung einer auf nationale Größe ausgerichteten Politik zu überwinden und so endlich aus der Rolle des kleinen Bruders der USA herauszukommen.

Siegfried Knittel, 1946 in Stuttgart geboren, lernte nach der Volksschule das Fensterbauerhandwerk. Nach dem Wehrdienst Besuch eines altsprachlichen Kollegs. Abitur und dann Studium der Germanistik und Sozialwissenschaften in Tübingen und Frankfurt am Main. Anschließend Arbeit als Rezensent von Romanen und sozialwissenschaftlichen Büchern. Seit 1992 Artikel und Buchbesprechungen zum Thema Japan. 1995 erste Japanreise. Danach jährliche Aufenthalte in Japan. Seit 2007 jeweils die Hälfte des Jahres in Japan und Deutschland wohnhaft, seit 2011 Wohnsitz in Japan. Freie journalistische Tätigkeit zu Sicherheitsfragen in Ostasien und zur japanischen Politik.