Mittwoch, 15. Februar 2006, 18:30–20:00 Sven Saaler: Statuen und Personenkult im modernen Japan

Ito Hirobumi Okurayama Park Kobe

Zwischen 1880 und 1938 wurden in Japan annähernd 1.000 Statuen von historischen Persönlichkeiten errichtet. Aufgrund von Rohstoffmangel und der Politik der US-Besatzung nach 1945 waren bis 1950 bis auf einige Dutzend fast alle verschwunden. Heute können wir in Japan wiederum insgesamt über 1.000 Personendenkmäler finden, viele von ihnen an prägnanten Orten wie in öffentlichen Parks, vor Bahnhöfen, öffentlichen Gebäuden oder in der Nähe von Touristenattraktionen.

In diesem Vortrag soll das Medium der Statue bzw. des Personendenkmals als zentrales Medium der Erinnerungskultur im modernen Japan analysiert werden und die Bedeutung der Erinnerung an historische oder als historisch angesehene Persönlichkeiten für die Konstruktion einer nationalen Identität, vor allem aber für die Verbreitung eines nationalen Bewußtseins in der Bevölkerung verdeutlicht werden.

Aufgrund einer selbst erstellten Datenbank sollen die in Japan vorhandenen Statuen kategorisiert und eine Typologie erstellt werden. Darüber hinaus soll anhand von einigen Fallbeispielen verdeutlicht werden, welche Wirkung Statuen als Medium der Erinnerungspolitik haben und welche Rolle ihnen im Rahmen der Politik der nationalen Integration zukommt.

Omura Masujiro (1)
Saigo Takamori Ueno (2)
Kusunoki Masashige color

Abb.: Die drei „großen Statuen Tokyo’s“ (Tokyo sandai dōzō) – Ōmura Masujirō im Yasukuni-Schrein (1), Saigō Takamori im Ueno-Park (2) und Kusonoki Masashige vor dem Kaiserpalast (3), errichtet zwischen 1894 und 1898.

Sven Saaler ist Associate Professor an der University of Tokyo (Graduate School of Arts and Sciences). Er hat Japanologie, Geschichte und Politikwissenschaften an den Universitäten Mainz, Köln, Bonn und Kanazawa studiert. 1998–1999 war er Dozent (Kōshi) an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Kanazawa (Wirtschaftsgeschichte); 1999–2000 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Japan-Zentrum der Philipps-Universität Marburg; und 2000-2005 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Japanstudien (DIJ) in Tokyo.