Mittwoch, 23. Oktober 2024, 18:30–20:00 Ruth Sonja Simonis: „Prunk, Prestige, Passion: August der Starke und seine Leidenschaft für japanisches Porzellan“

August der Starke (1670–1733), Kurfürst von Sachsen und König von Polen, war ein großer Förderer der Künste, unter dessen Herrschaft sich Dresden zu einem bedeutenden kulturellen Zentrum in Europa entwickelte. Der Kurfürst erkannte früh das Potenzial der Kunst als Mittel zur Demonstration von Macht und Prestige und erweiterte seine Kunstsammlung stetig durch den Erwerb zahlreicher Gemälde, Skulpturen, Bücher und anderer Kunstgegenstände. In seine Regierungszeit fällt auch die Nacherfindung des Porzellans außerhalb Asiens, welches ab 1710 mit den Produkten der Manufaktur Meissen als erstes europäisches Hartporzellan erhältlich war.

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Besonderes Interesse hegte August der Starke aber zunächst für das ostasiatische Porzellan, das in der Frühen Neuzeit von der niederländischen Ostindienkompanie über die Häfen der Niederlande nach Europa gebracht wurde. Anfang des 18. Jahrhunderts trug der Kurfürst eine bedeutende Sammlung zusammen, die um 1727 ca. 25000 japanische und chinesische Porzellane umfasste. Hiervon sind heute noch ca. 9000 Objekte in der Porzellansammlung (Staatliche Kunstsammlungen Dresden) erhalten.

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Plan des Kurfürsten war es, ein ganzes Schloss vollständig mit ostasiatischem und Meissener Porzellan auszustatten. Für dieses Vorhaben bedurfte es großer Mengen an Keramik, die auf verschiedenen Wegen nach Dresden gebracht wurden. Diese Bemühungen sind durch zeitgenössische Briefe, Erwerbungslisten, Rechnungen und andere Korrespondenzen dokumentiert. Auch das Sammlungsinventar, ab 1721 angefertigt und bis mindestens 1727 fortgeführt, gibt Auskunft über die Zugänge ostasiatischen Porzellans durch Groß- und Einzelhändler.

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Aus den eigenen Schriften des Kurfürsten lässt sich nicht eindeutig ableiten, welchen Typ Porzellan er bevorzugte. Es muss aber vermutet werden, dass er japanisches Porzellan besonders geschätzt hat. Die Produkte aus der Region um Arita wurden in geringerer Zahl hergestellt als ihre chinesischen Äquivalente und waren auf dem europäischen Markt seltener verfügbar, wodurch sie bei den europäischen Fürsten entsprechend begehrt waren.

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Die Vortrag stellt die Entwicklung der Sammlung ostasiatischen Porzellans August des Starken vor und fokussiert sich auf den Bestand der japanischen Keramik. Er zeigt besondere Objekte im Kontext ihrer Erwerbungsgeschichte, ihrer Rezeption im Europa der Frühen Neuzeit, sowie ihren Einfluss auf die Meissner Porzellanproduktion im 18. Jahrhundert.

Ruth Sonja Simonis studierte ostasiatische Kunstgeschichte und Japanologie an der Freien Universität Berlin. Seit 2014 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Porzellansammlung Dresden und arbeitete unter anderem im DFG-geförderten Forschungsprojekt „Mikrostrukturen des globalen Handels“. Ab 2018 setzte sie ihre Forschung zu Ankaufsstrategien ostasiatischen Porzellans und Handelsnetzwerken im Europa der Frühen Neuzeit im Rahmen ihrer Promotion an der Freien Universität Berlin fort. Seit 2019 arbeitet sie am digitalen Bestandskatalog des augusteischen Ostasienbestandes der Porzellansammlung mit.

Bilder: © Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Photo: Adrian Sauer.

Zeit: 18.30-20.00 Uhr (Japan), 11.30-13.00 Uhr (MESZ)
Zoom-Link: https://us02web.zoom.us/j/84031835538?pwd=7zb7e3OVjGOJ017JqBiWNQZ0IbCsS7.1
Meeting ID: 840 3183 5538
Passcode: 236082

Bitte beachten Sie, dass der Vortrag ausschließlich auf Zoom stattfindet.

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