Freitag, 1. November 2024 OAG-Studienreise nach Shimane

In den letzten drei Jahren hatte die OAG mehrere Versuche unternommen, eine Studienreise nach Shimane zu organisieren, doch leider konnte das Vorhaben aufgrund der Corona-Pandemie nicht umgesetzt werden. Wir freuen uns daher um so mehr, Ihnen zu berichten, dass wir die Reiseplanung wieder aufgenommen haben und Ihnen gern im Herbst 2024 eine Studienreise nach Shimane anbieten möchten. Die Reise soll Einblicke in drei Themenfelder geben:

  • Vom Eisensand zum Schwert:
    Die traditionelle japanische Tatara-Eisenherstellung
  • Machiokoshi oder Beispiele für Revitalisierung einer strukturschwachen Region
  • Wenn die Götter tanzen: Iwami Kagura

Um die Reisevorbereitungen finalisieren zu können, möchten wir Sie bitten, sich bei uns unverbindlich bis zum 25. April anzumelden: Maike Roeder (roeder(at)oag.jp) und Luise Kahlow (luise.kahlow (at)posteo.de). Bitte informieren Sie uns bei dieser Gelegenheit, von wo Sie anreisen wollen und geben Sie uns auch gern eine kurze Rückmeldung zum Reiseprogramm. Am 20. April erhalten Sie an dieser Stelle nähere Informationen zu den voraussichtlichen Kosten.

Die Präfektur Shimane beherbergt grüne Wälder und Berge, steile Reisterrassenfelder, unberührte Meeresbuchten sowie viele wichtige Kulturdenkmäler, beispielsweise die Eisenhütte Sugaya in Oku-Izumo. Hier wurde noch bis ins Jahr 1921 aus Eisensand und Holzkohle auf traditionelle Art Eisen hergestellt; diese Methode wird Tatara genannt. Heute steht hier der einzige Brennofen in Japan, der in seiner originalen Form erhalten ist. Neben dem Brennofen ist die Siedlung der Arbeiter (sannai ) noch gut erhalten und kann besichtig werden. Es heißt, die Stätte sei Vorlage für die mittelalterliche Eisenhütte in Miyazaki Hayaos Animationsfilm „Prinzessin Mononoke“ gewesen. Die Tatara-Eisenherstellung war über Jahrhunderte hinweg bis in die Moderne hinein ein wichtiger Wirtschaftspfeiler der Präfektur. Sie prägte nicht nur die Landschaft durch den Abbau des Eisensands, der hier das sonst übliche Eisenerz ersetzte, oder die intensive Forst- und Wasserstraßennutzung, sondern schuf auch besondere Formen des sozialen Zusammenlebens in den Arbeitersiedlungen. Hier spielte der Glaube an die weibliche Gottheit Kanayago-san eine große Rolle, die den Menschen die Lehre von der Herstellung des Eisens überbrachte. In den Eisenhütten gab es daher immer einen kleinen Schrein, der dieser Gottheit gewidmet war. Wir planen, die Eisenhütte Sugaya und ein zugehöriges Museum sowie die Reisterrassenfelder zu besichtigen.

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Shimane stellte nicht nur Eisen her, sondern war auch bekannt für sein Silber. Die Silbermine von Iwami, heute Weltkulturerbe, wurde im frühen 14. Jahrhundert entdeckt und entwickelte sich in der Edo-Zeit zum wichtigsten Lieferanten für Silber in Japan und sogar über die Landesgrenzen hinweg – und garantierte so Japans Einbindung in den Welthandel. Heute ist die nahegelegene Stadt Ōmori ein Vorzeigemodell für die Revitalisierung strukturschwacher Regionen, ein stets aktuelles Thema in Japan. Die Stadt konnte das Abwandern der jungen Menschen umkehren und zieht heute dank interessanter Arbeitsstätten und -modelle junge Familien mit Kindern an. Wir planen, Gespräche zu führen mit Vertretern von örtlichen Arbeitgebern, wie dem Prothesenhersteller „Nakamura brace“ oder dem Kaufhaus „Gungendō“, und hoffen, aus erster Hand Einblicke in die Erfolgsrezepte zu erhalten. Natürlich wird genug Zeit bleiben, durch die Stadt mit ihren traditionellen Häusern zu bummeln und eine Pause in einem gemütlichen Kaffeehaus einzulegen.

Shimane ist weiterhin bekannt als Schauplatz vieler japanischer Mythen: eine prominente Figur ist die Shintō-Gottheit Susanoo, die in Izumo aus den Himmelsgefilden auf die Erde herabsteigt und dort ein altes Ehepaar auffindet, dessen Tochter von einer Riesenschlange bedroht wird. Er besiegt die Schlange und rettet die Tochter; zum Lohn erhält er das Schwert Kusanagi. Diese und weitere Mythen sind Gegenstand des Iwami kagura, ein Tanztheater, das lebhaft und reich kostümiert vor allem im Westen der Präfektur (Region Iwami) aufgeführt wird. Auf unserer Studienreise ist eine Teilnahme an einer Iwami kagura-Vorstellung und einer Probe geplant. Außerdem möchten wir den Maskenhersteller Kobayashi Taizō (der bereits im Juni 2022 seine Werke in der OAG ausgestellt hat) in seiner Werkstatt besuchen und eine Kostümwerkstatt in Hamada besichtigen.

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Die zahlreichen Shintō-Gottheiten Japans versammeln sich übrigens alle im 10. Monat nach altem Kalender (Oktober bzw. November) in Shimane: ein Versammlungsort ist der Izumo-Schrein, einer der ältesten und wichtigsten Schreine in ganz Japan, in dem in dieser Zeit verschiedene Riten durchgeführt werden. Den meisten ist der Schrein vielleicht für seinen zyklischen Wiederaufbau (alle 60 Jahre) ähnlich dem Ise-Schrein in der Präfektur Mie (alle 20 Jahre) bekannt. Auf unserer Studienreise ist ein Besuch des Schreins und des nahgelegenen Museums geplant.

Nach einer langen Zeit der Vereinzelung ist diese Studienreise eine schöne Gelegenheit, die Gemeinschaft wieder aufleben zu lassen und gemeinsam neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die Programmpunkte sind sorgfältig ausgewählt und auf die Mitglieder der OAG abgestimmt. Um Mitgliedern aus allen Teilen Japans die Gelegenheit zu geben, an dieser Studienreise teilzunehmen bzw. ihren Aufenthalt individuell in Shimane zu verlängern, bitten wir darum, sich die Tickets für die Hin- und Rückreise selbstständig zu beschaffen. Bitte beachten Sie, dass im November in Shimane Reise-Hochsaison ist und die Flüge sehr schnell gebucht werden müssen (JAL fliegt den Flughafen Izumo an, ANA den Flughafen Yonago; bei der Buchung sollte vorsichtshalber eine Möglichkeit zum Stornieren enthalten sein). Es gibt auch die Möglichkeit, den Shinkansen oder gar den Nachtzug „Sunrise Izumo“ zu nutzen; für sehr genügsame Sparfüchse bietet sich unter Umständen auch der Nachtbus an. Sie können Ihre Buchung im Internet abwickeln oder auch in ein Reisebüro gehen. Weitere Informationen zur An- und Abreise sowie einen Modellreiseplan finden Sie hier.
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Begleitet wird die Reise von einem japanischen Reisebegleiter und uns, Maike Roeder und Luise Kahlow. Für ein angenehmen Transport vor Ort wird ein Bus zur Verfügung stehen; für die Verständigung werden wir, wo nötig, die Erklärungen der Expertinnen und Experten ins Deutsche übersetzen.

Wann? Voraussichtlich 1.-4. November 2024 (vier Tage, drei Übernachtungen)
Wo? Präfektur Shimane
Wie viel? 150.000 ¥ (ohne Anreise)
Anreise? Individuell; Treffpunkt ist der Bahnhof Matsue (Freitag, 1. Nov., 12 Uhr)

Bitte beachten Sie:

  • OAG-Mitglieder werden sowohl bei der Anmeldung als auch bei der Preisgestaltung der Reise bevorzugt.
  • Die Zahl der Teilnehmer ist auf 12 Personen begrenzt.
  • Übernachtung in Hotels mit Einzel- bzw. Doppelzimmer geplant.
  • Maximale Fahrzeit mit dem Bus zwischen zwei Programmpunkten liegt bei ca. zwei Stunden.
  • Es handelt sich um eine Studienreise, daher steht der Erkenntnisgewinn im Mittelpunkt, doch soll auch der Gemütlichkeit genügend Platz eingeräumt werden.
  • Vor der Reise wird es voraussichtlich einen einführenden Vortrag zum Thema Tatara in der OAG geben.

Zeitplan (Änderungen vorbehalten)
25. April: Unverbindliche Anmeldung
11. September: verbindliche Anmeldung

Luise Kahlow
luise.kahlow(at)posteo.de

Maike Roeder
roeder(at)oag.jp