Edmund Naumann

Dr. Edmund Naumann (1854–1927) war Geologe. 1870 trat er in das Polytechnikum in Dresden ein (heute Technische Universität) und wechselte 1872 zur Universität München, wo er Paläontologie und Geologie studierte; bereits 1874 wurde ihm der Doktortitel verliehen.
Auf Empfehlung von Aoki Shūzō, Sekretär in der japanischen Gesandschaft in Berlin, unterzeichnete er einen Vertrag mit der japanischen Regierung, Ministerium für Erziehung, um an der Kaisei Gakkō (Vorläufer der Universität Tokyo) als Professor für Geologie, Mineralogie und Bergbau zu arbeiten. Sein Vertrag begann 1875 mit der Tätigkeit am Mineralogischen Institut (Mineralien-Sammlung) und 1876 übernahm er den Lehrstuhl für Geologie. 1877 wurde das Institut Teil der neu gegründeten Universität Tokyo. Sein Vertrag an der Universität endete 1879. Danach wechselte er zum Ministerium des Innern, wo eine Abteilung Geologie gegründet worden war. Anläßlich einer Reise durch Deutschland und die USA brachte Naumann die modernsten wissenschaftlichen Geräte für eine geologische Erkundung nach Japan, um sich nach 1880 vor allem der wissenschaftlichen Erforschung Japans zu widmen. 1882 wurde die Abteilung Geologie umfassend reorganisiert, sie wurde auch dem Ministerium für Landwirtschaft und Handel zugeordnet. Aufgrund seiner Empfehlung richtete die japanische Regierung 1882 eine zentrale Geologiebehörde ein, deren technische Leitung ihm übertragen wurde.
Naumann veröffentlichte zahlreiche Abhandlungen über den Aufbau und die Entstehung der japanischen Inseln mit einer bahnbrechenden Strukturtheorie. Er entdeckte die Fossa Magna, ein Grabenbruch im Zentrum der Hauptinsel Honshū, der Nordost- von Südwest-Japan trennt. Er unternahm Forschungsreisen durch ganz Japan, eine geologisch-topographische Landesaufnahme erfolgte, er schuf die erste tektonische Karte Japans. 1885 wurde sein Vertrag nicht verlängert. Naumann kehrte im Juni 1885 nach Deutschland zurück, zunächst war er Dozent in München und später für ein Bergbauunternehmen tätig.