Shūzō Aoki

Außenminister Shūzō Aoki (1844–1914) gelangte nicht zu jenem großen Ruhm, welchen andere Politiker der Meiji-Zeit für sich beanspruchen können, dennoch hinterließen seine Aktivitäten unübersehbare Spuren in Japan. Als zielstrebiger Vordenker studierte er ab 1869 als erster Japaner in Berlin Staatswissenschaften und trachtete Zeit seines Lebens danach, seinen Beitrag für ein neues Japan zu leisten. Eine Erreichung der Revision der Ungleichen Verträge schien nur möglich, indem sich Japan dem Westen angleicht. Aoki entwickelte durch Vergleiche mit Deutschland seine eigenen, nicht unumstrittenen Ideen und setzte in Japan Impulse auf medizinischem, juristischem, militärischem und technischen Gebiet. Als Vertreter der in Berlin studierenden Japaner riet er diesen, sich mit Papier- und Wollstoffverarbeitung, Bierproduktion, und ähnlichem zu beschäftigen. Er arbeitete unter Einfluss des in Wien lehrenden Lorenz von Stein und des Rostocker Universitätsprofessors Hermann Roesler an der japanischen Verfassung. 1873 trat er ins Außenministerium ein und vertrat Japan als Gesandter für Deutschland, Österreich, die Niederlande sowie Belgien, bekleidete zweimal das Amt des Außenministers und war Botschafter in den USA. Er engagierte sich in der evangelischen Kirchengemeinde Japans, war Mitbegründer der Dokkyō-Universität und Gründer einer Grundschule in Nasu (heute Nasushiobara), wo er seinen Landsitz im westlichen Stil errichten ließ. Aoki heiratete Elisabeth von Rhade-Funkenhagen, ein Fräulein aus preußischem Adel und führte mit ihr ein stark westlich orientiertes Leben.