Mittwoch, 20. Januar 2016, 18:30–20:00 Trudel Klefisch: „Nach Japan ‒ nicht nur der Netsuke wegen … Aus den Erfahrungen einer Kunsthändlerin“

Am 1. April 1963 begann ich eine Lehre im Kunsthaus Lempertz in Köln ohne zu ahnen, wie entscheidend das mein Leben bestimmen würde. Zunächst war meine Fertigkeit gefragt, schnell und fehlerlos nach Diktat die Texte zu alter Malerei, Möbeln und Porzellanen zu tippen. Ziemlich neugierig fragte ich die Kunsthistoriker nach allen möglichen Details, vor allem zu den Gemälden, aus.

Trudel Klefisch (Foto: Michael Hotopp)
Trudel Klefisch (Foto: Michael Hotopp)

Bald erschien ein sonderbarer Herr aus Utrecht, Koos van Daalen, der für die Asiatica zuständig war und der rasch entdeckte, daß ich ihm auch nützlich sein könnte bei der Formulierung korrekter deutscher Texte zu Objekten wie Schwertstichblättern (Tsuba) und Netsuke. Bereits im Mai desselben Jahres passierte etwas Unglaubliches: den Ausklang der 474. Auktion mit ca. 1.300 Objekten bildeten nach den Orient-Teppichen ca. 250 Netsuke, u.a. die Katalog-Nr. 1137 mit dem knappen Text: TENAGA (Langarm), zusammengekauert mit gefangenem Octopus. Obihasami-Netsuke. Hirschhorn. H 14,5cm. 220,- DM Schätzpreis verzeichnete der Katalog dafür. Um dieses Stück entbrannte ein zäher Kampf zwischen einem schriftlichen Gebot und dem siegreichen Christian Trumpf, dem es für 4.800 DM zugeschlagen wurde. Das waren damals 1.200 US $, was ein anwesender japanischer Korrespondent nach Japan meldete, und dies war dem Rundfunk am nächsten Tag, dem 31. Mai 1963, eine Meldung in den Nachrichten wert.

Fünf Jahre später, im Dezember 1968 besuchten uns Vater und Sohn Inami von der Firma Japan Sword aus Tokyo wegen einer Tsuba-Sammlung (Dr. W. Fahrenhorst), ohne zu wissen, ob sie ihre Ankäufe überhaupt nach Japan importieren könnten, da Tsuba ja Bestandteile einer Waffe sind und es damals noch ein strenges Waffen-Embargo gab. Meine Aufgabe war es, die beiden Herren zu einem deutschen Mittagessen auszuführen, den Vater in Kimono mit weißen Tabi und offenen Zōri (Socken aus Stoff und „Sandalen“, die man zu traditioneller Kleidung trägt). Die Kommentare der verduzten Kölner angesichts des Seniors ‚op Söck‘, führten zu allgemeiner Belustigung ebenso wie die mitgebrachten Ess-Stäbchen, ohne die der alte Herr wohl verhungert wäre. Mein Kontakt zur Familie Inami besteht bis heute.

Trudel Klefisch

Im Anschluss an den Vortrag findet ab 20 Uhr im Foyer die Eröffnung der Ausstellung von Shiozawa Fumio bei einem kleinen Umtrunk und Schlagzeug-Musik statt, gespielt vom Künstler selbst.