Mittwoch, 14. Oktober 2009, 19:30–21:00 Gesprächsabend: „Japan nach der Wahl“

Japan wagt einen politischen Neuanfang. Zum ersten Mal seit Bestehen der Verfassung des Landes hat mit der Demokratischen Partei Japans (DPJ) eine andere Partei als die „Dauerregierungspartei“ LDP die Mehrheit in der mächtigsten Kammer des Parlaments errungen. Erstmals hat das Volk einer völlig regierungsunerfahrenen Opposition die Führung des Landes übertragen. Damit hat es die Voraussetzung geschaffen, um das verkrustete Nachkriegssystem zu erneuern, in dem die Liberaldemokratische Partei (LDP) die zentrale Säule war. Jene Partei, die das Land in den Jahrzehnten nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg zu Wohlstand und Stabilität führte und der das Volk dafür Vetternwirtschaft, Skandale und Trägheit lange Zeit verziehen hatte. Für die zweitgrößte Wirtschaftsnation kommt der Ausgang der Unterhauswahl vom 30. August geradezu einer Revolution gleich.
Wie konnte es dazu kommen, was sind die Gründe für das spektakuläre Scheitern der alten LDP-Garde? Und wie geht es mit Japan nun weiter? Der einstige Musterknabe der Weltwirtschaft steht vor gewaltigen Problemen: Die Wirtschaft wächst nur noch geringfügig, die Bevölkerung gar nicht mehr. Viele Menschen im Lande fragen sich mit wachsender Ungewissheit, ob der von den heutigen Rentnern über die vergangenen Jahrzehnte hart erwirtschaftete hohe Lebensstandard erhalten werden kann. Wird die siegreiche Demokratische Partei (DPJ) unter dem neuen Regierungschef Yukio Hatoyama in der Lage sein, das Inselreich aus der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krise zu führen und einen echten „change“ herbeiführen? Und wie wird Japan künftig außenpolitisch auftreten?
Über diese und andere Fragen können Sie bei diesem Gespächsabend mit dem Politikwissenschaftler Dr. Axel Klein vom Deutschen Institut für Japanstudien DIJ und dem neuen Medienbeauftragten der OAG, Lars Nicolaysen von der Deutschen Presse-Agentur dpa, diskutieren.

Lars Nicolaysen (44) ist seit zwölf Jahren Leiter des Korrespondentenbüros der Deutschen Presse-Agentur dpa in Tokyo. Er begann seine journalistische Karriere als Reporter bei mehreren deutschen Lokalzeitungen, studierte Japanisch und Japanologie an der Universität Hamburg, bevor er 1994 Büroleiter der deutschen Finanznachrichtenagentur vwd in Tokyo wurde. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland holte ihn die Deutsche Presse-Agentur dpa zunächst als Redakteur in die Europaredaktion nach Hamburg, bevor 1997 erneut als Korrespondent nach Japan kam.

Dr. Axel Klein beendete 1994 sein Magisterstudium der Japanologie und 1998 sein Promotionsstudium mit den Fächern Japanologie sowie Politikwissenschaft und Vergleichende Religionswissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Seine Forschungsinteressen liegen in den Bereichen: Fertilitätsentwicklung, Religion, Politik und Formen zivilen Protestes in Japan. Im Jahr 2006 erschien sein zweites Buch, „Das politische System Japans“. Seit Juni 2007 ist Dr. Axel Klein wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Japanstudien.