Mittwoch, 10. Oktober 2007, 18:30–20:00 Masaki Miyake: Die Idee eines eurasischen Blocks Tokyo-Moskau-Berlin-Rom 1939-1941

Japans Außenpolitik in der Zeit nach dem Abschluß des Antikominternpaktes (25. November 1936) war davon ausgegangen, daß ein Zusammenwirken zwischen Deutschland und der Sowjetunion ausgeschlossen sei. Der Schock des Hitler-Stalin-Paktes (23. August 1939) war deshalb in Japan sehr groß.
Der ehemalige Botschafter in Italien, Shiratori, zum Beispiel, vertrat im einem Vortrag vom 31. Oktober 1939 die Idee eines Viermächte-Bündnisses zwischen Japan, der Sowjetunion, Deutschland und Italien. Bis dahin war er ein enthusiastischer Verteidiger des Dreimächte-Bündnisses zwischen Japan, Deutschland und Italien. Diese neue Idee gewann allmählich an Boden in Japan, auch in der japanischen Marine. Im Jahre 1940 kam der Sieg Deutschlands in Europa, der Japan völlig blendete.
Die Aussage Stahmers, der als Sonderbotschafter des Reichsaußenministers Ribbentrop im September 1940 Tokyo besuchte, daß Deutschland bereit sei, als „ehrlicher Makler“ in den durch den Nomonhan-Zwischenfall (Mai bis September 1939) verschlechterten Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Japan zu wirken, hatte entscheidende Wirkung, nicht nur auf den Gesprächpartner Matsuoka, den japanischen Außenminister, sondern auch auf die japanische Marine, die bisher immer gegen das Dreimächte-Bündnis war. Stahmer versicherte Matsuoka gegenüber, daß seine Aussage schlechthin als Ribbentrops Aussage anzusehen sei.
Matsuoka vergrößerte die Andeutung Stahmers zu einer Vision der Viermächte-Entente Tokyo-Moskau-Berlin-Rom und glaubte, daß dieser Bund Japan ermöglichen werde, den USA gegenüber eine starke Haltung einzunehmen und dadurch einem Krieg im Pazifik auszuweichen. Matsuoka konnte den Marineminister Oikawa mit dieser Logik zum Dreimächtepakt überreden. Matsuoka wurde sehr bald enttäuscht, weil Ribbentrops Verprechen der Vermittlung als ehrlicher Makler nicht gehalten wurde. So besuchte Matsuoka Moskau persönlich und schloß am 13. April 1941 den japanisch-sowjetischen Neutralitätspakt ab. Der Ausbruch des deutsch-sowjetischen Krieges am 22. Juni 1941 zerstörte die Idee des Kontinentalblocks Tokyo-Moskau-Berlin-Rom total.

Dr. Masaki Miyake, geboren in Sendai am 23. Januar 1934. Studierte die europäische Geschichte an der Kyoto-Universität. Doktorwürde verliehen von der Kyoto-Universität im November 1976 durch die Forschung des Dreimächte-Bündnisses. Forschungsaufenthalt als Erasmus-Preis-Empfänger in Wien 1962-1964, und Forschungaufenthalt in Heidelberg 1964-1965. Gastprofessor der Freien Universität Berlin 1967-1968. Professor für die Geschichte der internationalen Politik an der Fakultät der Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre der Meiji-Universität 1976-2004. Mitglied des Büro (Lausanne/Paris) des internationalen Komitees der Geschichtswissenschaften 1985-1995. Seit April 2004 Professor Emeritus der Meiji-Universität.

Hinweis:
Im Anschluß an den Vortrag wird im Foyer die Ausstellung „Verbindungen“ von Ute Elisabeth Herwig und Makiko Tanaka, organisiert durch Herrn Pirotta, eröffnet.