Mittwoch, 28. November 2007, 18:30–20:00 Volker Elis: „Die Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Wirtschaft in den Regionen“

Was bedeutet der demographische Wandel für Wirtschaft und Verwaltung in den japanischen Regionen?
Kein Tag vergeht, ohne dass man in Presse, Rundfunk und Fernsehen darauf gestoßen wird: Japans Gesellschaft altert, und das schneller als anderswo. Schon zur Genüge ist dem aufmerksamen Beobachter daher bekannt, was diesen Prozess ausmacht: eine erfreulich hohe und steigende Lebenserwartung, eine fallende Geburtenrate, der Trend zur späten Heirat und dazu, später Kinder zu bekommen, ein steigender Anteil von Senioren und ein sinkender Anteil junger Menschen an der Gesamtbevölkerung. Und die Aussicht, dass die Bevölkerung in absehbarer Zeit immer weiter schrumpfen wird.
Weniger bekannt ist freilich, was dies für die verschiedenen Regionen in Japan und deren Wirtschaft und Gesellschaft bedeuten wird. Während die öffentliche Meinung davon ausgeht, dass man sich um die Ballungsräume weniger Sorgen machen muss, werden in den Präfekturen in der Peripherie Japans neuerdings Wahlen von den Parteien gewonnen, die sich das Thema der sich verschärfenden regionalen Disparitäten auf die Fahnen schreiben. Drohen wirklich weite Teile des Landes abgehängt zu werden?
Mit diesem Vortrag soll ein Beitrag zur Klärung der Frage geleistet werden, welche direkten und indirekten Wirkungen der demographische Wandel auf die regionalen Ökonomien in Japan haben wird und welche Handlungs-möglichkeiten und Strategien Entscheidungsträgern vor Ort zur Verfügung stehen. Im Vordergrund steht dabei die Lage von Gemeinden in den ländlichen Regionen Japans. Behandelt werden unter anderem die Auswirkungen von Koizumis regionalpolitischen Reformen, die Konsequenzen der großen Eingemeindungswelle und die Herausforderung, die kommunale Infrastruktur zu erhalten und weiterer Abwanderung entgegenzuwirken. Zur Illustration der dabei auftretenden typischen Probleme wird der Fall der Gemeinde Ani (seit 2005 Teil der neu gegründeten Stadt Kitaakita) im Bergland der Präfektur Akita ausführlich behandelt, die in den nächsten Jahren von Alterung und Schrumpfung der Bevölkerung besonders stark betroffen sein wird.

Dr. Volker Elis arbeitet seit April 2006 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Japanstudien in Tokyo. Studiert und promoviert hat er an der Universität Bonn mit Studien- und Forschungsaufenthalten in Tokyo und Shizuoka. Von 2002 bis 2006 lehrte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Düsseldorf und Bonn. Seine Forschungsgebiete sind die Wirtschaft und Geographie Japans.