Mittwoch, 10. Dezember 2008, 18:30–20:00 Veit Hammer: Auf Abwegen. Überlegungen zu Leben und Werk des Gärtners Georg Meister (1653-1713)

Georg Meister gilt als der erste europäische Spezialist für ostasiatischen Gartenbau.
1692 hat er ihn in seinem in Dresden erschienenen „Orientalisch-Indianischen Kunst- und Lust-Gärtner“ ausführlich dargestellt.
Darüber hinaus kann man Meister zu den wichtigsten Vermittlern konkreten Wissens über Japan im ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhundert in Europa zählen. Die Forschung zur europäischen Japankunde hat sich bisher jedoch hauptsächlich Engelbert Kaempfer (1651-1716), Carl Peter Thunberg (1743-1828) und Philipp Franz von Siebold (1796-1866) gewidmet und erst in jüngeren Jahren das Blickfeld auf weitere Akteure erweitert.
Eine Beschäftigung mit Georg Meister sowie mit seinem Werk erscheint dabei als in vielerlei Hinsicht lohnenswert.
Da besonders die Dresdner Lebensperiode Meisters für die Wissenschaftsgeschichte von nachhaltigem Interesse ist, konzentriert sich der Vortrag zu seiner Biographie nach einem kurzen Überblick über seine früheren Lebensstationen auf diese Zeit, um im Anschluss daran auf die wissenschaftliche Bedeutung seines Werks einzugehen. Dabei liegt das größte Verdienst Meisters nicht in seinen Auflistungen und Beschreibungen verschiedener fremdländischer Pflanzen sowie den Sprach- und weiteren Kulturstudien – obgleich diese von nicht zu unterschätzendem Wert sind –, sondern vor allem in den für seine Profession als außerordentlich wertvoll zu erachtenden Studien zum Aufbau verschiedener Gartenanlagen seiner Zeit.
Sein Wissen darüber generierte er sowohl aus praktischer Eigenerfahrung durch das Anlegen von Gärten, als auch durch vielfache Besuche in bedeutenden Gärten seiner Zeit.
In Relation zu anderen zeitgenössischen Gärtnern sowie ungleich bedeutenderen Zeitgenossen gesetzt, hebt sich Meister von diesen auf unterschiedlichste Weise ab. Sowohl sein Leben als auch sein Werk beschreiben gewisse Abwege von der seinerzeit für eine Person seines Standes üblichen Norm.
Der Vortrag rückt diese Abwege ins Zentrum der Betrachtung und versucht dadurch, Meister einerseits in seinem soziokulturellen Umfeld zu verorten sowie andererseits seine Bedeutung für die zeitgenössische europäische Kenntnis von Asiens Osten – und hier im Besonderen Japans – herauszustellen. Diese Herangehensweise erscheint zudem geeignet, um Meisters heutige Stellung im Kontext der Entwicklung einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit dieser Region zu erarbeiten.

Veit Hammer, 1979 in Stollberg/Sachsen geboren; 2000-2004 Studium an der Universität Leipzig in Mittlerer und Neuerer Geschichte, Alter Geschichte, Klassischer Archäologie, Philosophie und Germanistik; 2004-2005 Studium an der Universitetet i Bergen (Norwegen) in Neuerer Geschichte mit Schwerpunkt Kultur- und Sozialgeschichte sowie Internationaler und Interkultureller Beziehungen, Abschluss als Master of Arts; 2006-2007 Arbeits- und Studienaufenthalt in Osaka; seit Oktober 2007 am Internationalen Graduiertenkolleg „Formwandel der Bürgergesellschaft“ der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der University of Tokyo.