Mittwoch, 12. Oktober 2011, 18:30–20:00 Die Hilfsgemeinschaft der Erzdiözesen Tokyo und Köln im Spiegel der Zeit (1954 – 2011)

Was trieb im Sommer 1954 Kardinal Frings, Erzbischof von Köln, sich aus dem noch stark kriegszerstörten „Rom des Nordens“ an seinen Amtsbruder Erzbischof Doi zu wenden und ihm eine gegenseitige „Gebets- und Hilfsgemeinschaft“ vorzuschlagen?

Im Vortrag am 12. Oktober 2011 wird Rudolf Solzbacher, Direktor der Kölner Diözesanstelle Weltkirche, den Entstehungshorizont dieser sehr speziellen deutsch-japanischen Verbindung aufzeigen. Er stellt die wichtigsten Ergebnisse des gemeinsamen Engagements dar, das unter anderem zur Gründung von zehn neuen Pfarreien in Tokyo, der Errichtung eines zentralen Priesterseminars für ganz Japan und dem Bau der Marienkathedrale nach dem Entwurf von Kenzō Tange im Jahr 1964 führte.

Über mehrere Dekaden hinweg wurde durch das finanzielle Engagement Kölner Gläubiger die Ausbildung des einheimischen Nachwuchses zunächst finanziell gesichert, später gefördert. Das noch vor der Konzilszeit erdachte und gelebte bipolare Verhältnis Köln-Tokyo stand Pate bei der Entstehung und ersten Ausprägung der großen deutschen Hilfswerke MISEREOR und ADVENIAT.

Eine besondere Rolle spielten in dieser Hilfsgemeinschaft von Anfang an auch die Jesuiten deutscher Herkunft in Tokyo. Schon bei der Entstehung der Sophia Universität in Tokyo in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg führen Spuren nach Köln. In den späten 50er und den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts unterstützte Köln massiv den weiteren Auf- und Ausbau dieser Hochschule. Die anlässlich der Gründung der Naturwissenschaftlichen Fakultät 1961 durchgeführte Buchausstellung und „Woche deutscher Technik“ war – als ein integraler Bestandteil des 100-jährigen Jubiläums der deutsch-japanischen Beziehungen – eine neue Landmarke der ökonomischen Beziehung beider Länder.

Längst haben die japanischen Katholiken ihre aktive Mitsorge um andere Schwesterkirchen gestaltet. Das Erzbistum Tokyo hat bereits anlässlich des Silberjubiläums im Jahr 1979 den Zweibund zu einer menage à trois erweitert: die Ortskirche von Myanmar ist die „Dritte im Bunde“.

Dr. theol. Rudolf Solzbacher (1954) ist seit 1985 Mitarbeiter des Erzbischofs von Köln für die weltkirchlichen Beziehungen des Erzbistums. Seit 2002 leitet er als Direktor die Kölner Diözesanstelle Weltkirche-Weltmission. Studium der Theologie und Philosophie in Bonn, Jerusalem und Münster 1974-1979; 1979-1981 Studienpräfekt am deutschsprachigen Athenäum OSB in Jerusalem; Dr. theol. (WWU Münster 1988). Titel der Publikation: Studien zum Frühchristentum auf der südlichen Sinaihalbinsel.