Mittwoch, 12. März 2008, 19:30–21:00 Gesprächsabend: Lehrer gegen Kimigayo

Die japanische Nationalhymne, mit ihren Anfangsworten auch Kimigayo genannt, wird schon seit der Meiji-Zeit bei offiziellen Anlässen benutzt.
Der Text stammt sogar aus dem 12. Jahrhundert, die Melodie aus der Meiji-Zeit, wobei die heutige westliche Notation 1880 von Franz Eckert, einem OAG-Mitglied, geschaffen wurde.
Zur offiziellen Nationalhymne wurde sie, ebenso wie die Nationalflagge, erstaunlicherweise erst 1999 per Gesetz.
Wegen des Zusammenhangs mit dem Militarismus gab es gegen diese Hymne und Flagge teils starke Proteste, vor allem auch von Seiten der Lehrer.
Seit 2003 müssen Lehrer in Tokyo auf Anordnung der Schulbehörde beim Singen der Nationalhymne aufstehen.
Gegen die, die sich weigerten, ging die Stadtverwaltung unter Gouverneur Ishihara mit harten Strafen vor, die jedoch im September 2006 vom Bezirksgericht Tokyo für illegal erklärt wurden. (Das Verfahren ging dann in die Berufung.)
In einem anderen Fall kam erst jüngst das Bezirksgericht Tokyo zu dem gleichen Schluss und verurteilte die Stadtverwaltung erneut zu Kompensationszahlungen.
Der Film Refusing to Stand for Kimigayo (Video Press, 2006, Japanisch mit englischen Untertiteln) schildert diese Vorgänge aus der Sicht der beteiligten Lehrer.
Wir werden Ihnen Ausschnitte daraus zeigen, diese kurz kommentieren, und hoffen dann auf eine lebhafte Diskussion.
Interessant ist nicht nur das Thema selbst, sondern auch wie Japaner mit dieser Frage umgehen, wie sie argumentieren, wie in Japan Konflikte ausgetragen werden, welche Rolle die Zivilcourage spielt und vieles mehr.

Geleitet wird der Gesprächsabend von Gebhard Hielscher, OAG-Medien-beauftragter und bis Anfang 2000 fast drei Jahrzehnte lang Fernost-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und Prof. Gerhard Schepers, OAG-Vorsitzender und Prof. emer. der International Christian University (ICU).