Freitag, 30. September 2011, 18:30–20:30 AK Japanischer Film der Gegenwart

In diesem Arbeitskreis treffen sich unter der Leitung von Prof. Dr. Ophüls-Kashima in loser Folge Filmbegeisterte, um über bestimmte Aspekte des japanischen Films der Gegenwart zu diskutieren.

Teilnehmen kann jeder, aus Platzgründen wird allerdings um vorherige Anmeldung gebeten. In diesem Monat wird Matthias Pfeifer (Präfektur-Universität Shizuoka) referieren über das Thema:

Wakamatsu Kōji und die Aufarbeitung des japanischen 70er-Jahre-Terrorismus
im Film Jitsuroku: Rengōsekigun – Asama sansō e no michi (2007)
(Dt. „Die wahre Geschichte der Vereinigten Roten Armee: Der Weg zur Asama Bergpension“)

Der 2007 entstandene und auf der Berlinale preisgekrönte Film Jitsuroku: Rengōsekigun – Asama sansō e no michi („Die wahre Geschichte der Vereinigten Roten Armee“) des lange Zeit vor allem als Regisseur von Softpornofilmen mit künstlerischem Anspruch bekannten Regisseurs Wakamatsu Kōji (*1936) beschäftigt sich im Rückblick mit der Zeit der japanischen Studentenbewegung der 60er Jahre bis zu deren vorläufigen Zusammenbruch 1971, als der der Zwischenfall in der Asama-Bergpension bezeichnet werden muss, in der sich der versprengte Rest der VRA verschanzte und der Polizei neun Tage einen erbitterten Kampf lieferte. Wakamatsu war zeit seines Lebens Sympathisant der linksradikalen Aktivisten und hatte sich schon in den 60er und 70er Jahren in seinen Filmen mit den aktuellen Ereignissen auf den Straßen Japans, aber auch mit den revolutionären Bewegungen auf der ganzen Welt beschäftigt.

Der mit großen finanziellen Schwierigkeiten gedrehte Jitsuroku: Rengōsekigun ist ein Herzensanliegen Wakamatsus, und wird von ihm als eine Richtigstellung der neueren filmschen Geschichtsschreibung verstanden, in der die Ereignisse zur Zeit der Studentenbewegung seiner Ansicht nach zu eindimensional präsentiert werden. Wakamatsus Film ist insofern ein explizit um Authentizität bemühter Gegenfilm von einem mittelbar Beteiligten der Bewegung. Es stellt sich daher die Frage, ob Wakamatsu seinem Authetizitätsanspruch gerecht werden kann.

In dem Arbeitskreis wird es daher um diese Frage nach dem Authentischen in diesem Film gehen, der dem zunehmend populärer werdenden Genre der Dokudramas folgt, aber doch mit dem Problem leben muss, dass die wirklichen Insider der dramatischen Ereignisse bisher schweigen. Wie füllt Wakamatsu diese Lücken mit notwendig fiktionalen Elementen und kann er so der heutigen Japan ein adäquates Bild einer Vergangenheit präsentieren, in der ein Großteil der Jugend noch gesellschaftlich engagiert war?