Mittwoch, 24. Februar 2010, 18:30–20:00 Markus Tidten: „Japans Koreapolitik – mit oder gegen China?“

Die außen- und vor allem sicherheitspolitische Lage in Japans unmittelbarer Nachbarschaft wird seit Ende des Kalten Kriegs dominiert durch die Spannung auf der Koreanischen Halbinsel. Die Allianzen der USA mit Japan und der Republik Korea (Südkorea) sind die beiden wichtigsten Säulen in der Sicherheitsarchitektur der Region. Das scheint jedoch das Regime in der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) nicht sonderlich zu beeindrucken, blickt man auf Proliferation und Provokation aus Pyöngyang.

Bisher haben die unterschiedlichsten Versuche zur Entschärfung der Nordkoreafrage – vom energiepolitischen Kooperations-management KEDO (Korean Peninsula Energy Development Organization) in den 90er Jahren bis zu den sog. Sechs-Länder-Gesprächen (Nord-, Südkorea, China, Japan, Russland, USA) der letzten Jahre – keine Ergebnisse gebracht.

Der Vortrag soll die Rolle Japans als wichtigsten Bündnispartner der USA in einer Region beleuchten, in der sich die Nuklearfrage fast wieder im „Kalte-Kriegs-Gewand“ stellt. Eine Entspannung ist ohne China kaum und gegen die Interessen Chinas schon gar nicht denkbar. Japans neue Regierung propagiert eine „Re-Asiatisierung“ des Landes, legt großen Wert auf kooperative Dreiergespräche (Japan-China-Südkorea), spricht von einer „Partnerschaft auf Augenhöhe“ mit den USA und sorgt für Stirnrunzeln in Washington, wenn es sich für eine „Neubewertung“ des Sicherheitsvertrages mit den USA ausspricht.

Konkret soll der Frage nachgegangen werden, wie Japans nationale Interessen – innerhalb der Sechserrunde, gegenüber China und den beiden Koreas, und schließlich weltweit – zu definieren wären und inwieweit diese kompatibel sind mit den ordnungspolitischen Vorstellungen der „beiden Großen“, China und USA.

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Markus Tidten promovierte 1981 an der Universität Bonn im Fach Japanologie mit einer Arbeit im Grenzbereich zwischen Sprachwissenschaft und Soziologie. Als Gründungsdirektor der Außenstelle Tokyo der Konrad-Adenauer-Stiftung leitete er diese von 1985 bis 1992. Seit Eintritt in die SWP (Stiftung Wissenschaft und Politik) forscht Tidten hauptsächlich zu außen- und sicherheitspolitischen Fragestellungen in Nordostasien mit Schwerpunkt Japan, vgl. hierzu Forscherprofil auf der Homepage der SWP.

Nach dem Vortrag findet ab 20.00 Uhr bei einem kleinen Umtrunk die Eröffnung der Ausstellung „Recollection“ von Sei Kawaguchi im Foyer statt.