Samstag, 11. Juni 2016, 10:00–17:00 Besichtigung der Sonderausstellung zum 100. Todestag von Franz Eckert: „Franz Eckert, Musikmeister des modernen Asien. Aus der preußischen Provinz nach Tokyo und Seoul“ Anschließend Spaziergang durch Komaba

Franz Eckert (1852-1916) war eine der Schlüsselpersonen für die Einführung westlicher Musik in Japan und Korea. Zu seinen bekanntesten Werken gehören das Arrangement der japanischen Nationalhymne, die Komposition der seit der Meiji-Zeit bei allen Tennō-Beerdigungen gespielten zwei Trauermärsche sowie die erste koreanische Nationalhymne. Insgesamt war Eckert 35 Jahre in Ostasien tätig, und es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, dass seine Tätigkeit die vielfältigste aller hier tätig gewesenen westlichen Musiker gewesen ist. Sie erstreckte sich auf den Unterricht von Blas- und Streichmusik sowie die Leitung eines deutschen Männerchores, Kompositions- und Bearbeitungstätigkeit und die Lehre in Harmonie und Komposition. Eckert hatte mit fast allen staatlichen Institutionen, die mit westlicher Musik zu tun hatten, zeitweise Arbeitsverträge, und er trat mit seinen Ensembles auch bei vielen offiziellen und privaten Anlässen der ausländischen Community auf.

Franz Eckert war langjähriges Mitglied der OAG und hat auch in den Mitteilungen der OAG zwei Artikel zu japanischen Liedern publiziert, darunter die weltweit erste Publikation der japanischen Nationalhymne in ihrer heute gültigen Fassung. Der von ihm geleitete „Tokio Gesang Verein“, ein deutscher Männerchor, der in der ersten Hälfte der 1880er Jahre aktiv war, hatte jedoch auch eine eigene, heute völlig vergessene Vereinszeitung mit vielen lustigen Karikaturen, gezeichnet von dem OAG-Mitglied R. Scott.

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Chisai Scott: „Allerhand Lustiges aus dem Tokio Gesang Verein“, Januar 1884

Die erstmalige Präsentation dieser Bilder nach über 130 Jahren stellt eines der Highlights der Ausstellung dar. In ihnen wird nicht nur das Musik-, sondern auch das Gesellschaftleben der deutschen Community in der frühen Meiji-Zeit vor den Augen des Betrachters lebendig. Außerdem wird in der Ausstellung der historische und musikgeschichtliche Hintergrund von Eckerts Herkunftsregion, dem katholischen Südschlesien, und seinen ersten Arbeitsorten Neisse und Wilhelmshaven sowie seinem zwischenzeitlichen Arbeitsort Bad Sooden-Allendorf beleuchtet. Natürlich findet auch sein Wirken in Japan und Korea eine ausführliche Würdigung.

In der von Prof. Dr. Hermann Gottschewski (Universität Tokyo) betreuten Ausstellung werden viele historische Materialien zum ersten Mal präsentiert, und einige in der Literatur verbreitete Irrtümer werden korrigiert. Die meisten Erläuterungstexte sind zweisprachig japanisch-deutsch abgefasst, so dass auch dem nicht japanischkundigen Besucher fundierte Information gegeben wird.

eckert

Nähere Informationen:
http://museum.c.u-tokyo.ac.jp/exihibition.html#Eckert
http://fusehime.c.u-tokyo.ac.jp/gottschewski/eckert/de/

Wann? Ausstellungsperiode: 12. März bis 26. Juni 2016
Öffnungszeiten: Täglich außer dienstags 10-18 Uhr (Einlass bis 17:30 Uhr)
Am Samstag, den 11. Juni wird der Kurator der Ausstellung, Herr Gottschewski, ab 10.00 Uhr eine Führung durch die Ausstellung anbieten.

Nachmittagsprogramm:
Nach der Führung besteht die Möglichkeit, je nach Wetter entweder im nahe gelegenen Komaba-Park Picknick zu machen oder in einem Restaurant auf dem Komaba-Campus der Tokyo Universität zu essen. Anschließend bieten sich folgende Sehenswürdigkeiten zur Besichtigung an.

Mingei-Museum (Sehr schönes japanisches Haus von 1936 mit einer Sammlung japanischen Kunsthandwerks der Mingei-Bewegung.) Das ehemalige Wohnhaus von Yanagi Soetsu, gegenüber dem Museum gelegen, ist ebenfalls am 11. Juni geöffnet. Bis zum 12.6. ist außerdem die Ausstellung „The Beauty of Korean Crafts ‒ from the museum collection commemorating the 80th anniversary of the foundation“ zu sehen.

Eintritt: 1.100 ¥ (es lohnt sich!)
Mehr unter: http://www.mingeikan.or.jp/

Villa des Fürsten Maeda Toshinari.
Das Haus im westlichen Stil wurde 1929, das im japanischen Stil ein Jahr später fertiggestellt. Die Baupläne des westlichen Hauses stammten von Takahashi Teitarō (1892-1970), der auch das Gakushikaikan oder das Kaufhaus Takashimaya/Tokyo entwarf. Sasaki Iwajirō (1853-1936) plante das japanische Gebäude und das Teehaus, die Bauaufsicht hatte Tsukamoto Yasushi. Das Erdgeschoss der westlichen Villa war für Empfänge, das Obergeschoss als Wohnraum für die Familie konzipiert.

Mehr unter: http://www.kyoiku.metro.tokyo.jp/pickup/p_bunka/maedatei.htm

Achtung: Das Haus im westlichen Stil wird voraussichtlich ab dem 1.7.2016 für zwei Jahre zu Renovierungszwecken geschlossen. Park, Museum, Wohnhaus und Villa liegen alle in unmittelbarer Nähe und können bequem „erlaufen“ werden. Es ist auch möglich, nur an dem Vormittags- oder nur an dem Nachmittagsprogramm teilzunehmen. Bei der Gestaltung des Nachmittagprogramms gehe ich gerne auf die Wünsche der Teilnehmer ein. Teilen Sie mir doch bitte mit, was Sie interessiert.

Maike Roeder